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Feier der christlichen Mysterien bedient hätten. Im Gegentheile
überzeugt eine Besichtigung der obengedachten frühchristlichen
Monumente, desgleichen auch eine Einsichtnahme der Bildwerke
über das altchristliche Rom, wie sie in den gelehrten Schriften
eines Aringhi, Ciampini, d'Agincourt u. A. veranschaulicht wer-
den, dass die bischöfiichen und priesterlichen Gewänder der drei
ersten Jahrhunderte der Kirche dem Schnitte nach fast identisch
waren mit jenen edelern Gewandstücken, die auch in Verwandter
Form der vornehme Römer zu tragen pflegte. Für unsere eben
ausgesprochene Ansicht ist auch noch der Umstand als Beleg
hinzuzufügen, dass weder bei christlichen noch bei heidnischen
Schriftstellern der ersten Jahrhunderte der Kirche dieser be-
sonderen liturgischen Gewänder Erwähnung geschieht, was sicher
der Fall gewesen sein dürfte, wenn diese priesterlichen Ge-
wandstücke den Zeitgenossen als neue und von der gewöhn-
lichen Tagesform verschieden erschienene wären. Die Identität der
frühchristlichen liturgischen Gewänder mit den profanen Senatoren-
gewändern des klassischen Rom's, die wir im Vorstehenden betont
haben, darf, wie das schon vorher hervorgehoben wurde, bloss auf
Form und Schnitt ausgedehnt, nicht aber auf den Stoff und die
Materie zur Geltung gebracht werden, aus welchen die liturgi-
schen Gewänder in dem apostolischen Zeitalter angefertigt zu
werden pflegten. Gleichwie nämlich die Consular-, Patrizier- und
Senatorengewänder im alten Rom sich hinsichlich der Feinheit
und der eingestickten und aufgenäheten stofflichen Ornamente
von jenen gleichgestalteten Gewändern vortheilhaft unterschieden,
wie sie der einfache römische Bürger trug, so haben sich ohne
Zweifel auch in Rücksicht auf feinere und kostbarere Stoffe und
vielleicht auch in Betracht der Anwendung eingestickter oder einge-
wildäter Ornamente jene ehrwürdigen Gewänder vortheilhaft kennt-
lich gemacht, die die Priester der ersten Kirche bei der geheimniss-
vollen Feier des eucharistischen Mahles, im Unterschiede von der
Profankleidung der damaligen Zeiten, trugen. Es liesse sich also,
dem Ebengesagten zufolge, annehmen, dass eine Verschiedenheit
mit Bezug auf den mehr oder weniger reichen Stoff vorgewaltet
habe, der im apostolischen Zeitalter zu den h. Gewändern der
Presbyter und Diakonen zur Anwendung kam, im Gegensatze zu
jenen Gewändern, die die Christen im gewöhnlichen Leben zu tra-
gen pflegten. Hinsichtlich der Zeuge, die Zu (1911 liturgischen Ge-
wandungen in der Frühzeit der Kirche verwendet wurden, lässt sich
heute mit Sicherheit nichts Näheres feststellen. Da, jedoch erst
zur Zeit des üppigen Kaisers Caligula das Tragen von Seiden-