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Priesterthunn die Weihe und Aufnahme der Priester zum Tempel-
dienste nicht mehr geschah durch Oelung und Salbrlng, sondern
durch Uebergabe und Anlegung der einzelnen, vorhin beschrie-
benen Gewänder. Die Priester des zweiten Tempels waren dem
Ebengcsagten zufolge also keine Priester der Salbung, sondern
Priester der Einkleidnng. Durch diese Veränderungen, die nach
dem Baue des zweiten Tempels den Einrichtungen des ersten
Tempels gegenüber eingetreten sind, dürfte auch der Umstand
seine Erklärung finden? dass die Angaben des Flavius Josephus
in Betreff der Form und Beschaffenheit der zu seiner Zeit beim
Tempeldienste gebräuchlichen Gewänder in einzelnen Details nicht
mehr in Einklang zu bringen sind mit den Vorschriften, die
Moses selbst im Buche Exodus auf Geheiss des Herrn anführt.
Abgesehen davon, dass mehrere der oben beschriebenen Gewän-
der, wie sie das Gesetz Moses ausdrücklich anordnet, im Laufe
der Zeiten ihrer äussern Form nach mehr oder weniger modi-
{icirt worden sind, War im zweiten Tempel die künstlerische An-
fertigung der priesterlichen und hohenpriesterlichen Gewänder einer
besondern Kaste von Kunstwebern und Stickern übertragen, die
anstossend an den Tempel, nämlich an der rechten Seite des Ein-
gangsthores des Nikanors, eine besondere Werkstätte hatten. Die-
selbe wird von ältern Schriftstellern "yvvazizuzov" oder „textrinum't
genannt. Dieser Manufaetur, in welcher nicht nur dil: priester-
liehen und hohen riesterlichen Gewänder, sondern auc die Vor-
hänge des Tempäs angefertigt wurden, stand vor, wie die Tal-
mudisten das angeben, ein "präfectus templi" und zwar bezeighnet
als solchen der unten citirte Codex 2) einen gewissen Pinehas. Die-
ser Pinchas hatte als „vestiarius" nicht nur, nach Ansicht Einiger,
die Verpflichtung, den Priestern bei Anlegung der h. Gewänder
behüliiich zu sein, sondern er trug auch Sorge für die Aufbe-
wahrung nach Ablegung derselben und für die Anfertigung von
neuen. Dieser Ansicht stimmt auch der gelehrte Maimonides 3)
bei, indem ir anführää das? dieser Pinchashals Pxriiifeet gäsätztf ge-
wesen sei ü er jene ünst er, die den nöt igen empe e ar an
gottesdienstliehen Gewändern angefertigt hätten; auch fügt Mai-
monides noch hinzu, dass derselbe seine Arbeitsstätte unmit-
telbar beim Tempel gehabt habe.
1) In den vorherigen Erklärungen haben wir an der Hand der Vorschriften
Meses' die liturgischen Gewänder des alten Bundes zu entwickeln gesucht,
unbekümmert um die Veränderungen, die beim zweiten und dritten Priester-
a zästesrtititrerzgevil"t
a) Hilchot Kele Hammicdasch, cap. VII. sect. ult.