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Durch die unten angeführte Stelle des Exodus wird also mit Be-
stinimtheit ausgesprochen, dass der Herr die Anfertiger dieser
Gewänder für das Priesterthum mit besonderer Geschicklichkeit
und Knnstfertigkeit ausgerüstet und begabt habe. Die kostbaren
Grundstoffe an WVolle, Byssus und Leinen, die zur Bereitung der
Vorhänge und Gewänder des ersten Tempels erforderlich waren,
fertigten, einer andern Stelle der h. Schrift zufolge, die Frauen
und Jungfrauen Israels freiwillig an. So spannen dieselben für
die erforderlichen Tempelgewändcr die ebengedaehten Materialien
zu zarten Faden und brachten sie den betreffenden Künstlern
dar, wie das der folgende Vers des Exodus deutlich anzeigt:
„Sed et mulieres doctae, quae neverant, dederunt hyacinthum,
purpuram, et vermiculum, aß byssum, et pilos caprarum, sponte
propria cuncta tribuentes."
Bei dem ersten Tempel wurden diese freiwillig dargebrachten
Materialien, das kostbare Gespinnst der Frauen Israels, unter der
geschickten Leitung der beiden Künstler Beseleel und Oholiab 1) nach
der Vorschrift des Gesetzes zu den Tempelgewändern verarbeitet.
Diese eben gedachten, vom Herrn selbst berufenen Künstler, sind
mithin als die Leiter zu betrachten, nach deren speciellen Angaben
und unter deren Beaufsichtigung die früher beschriebenen priester-
lichen und hohenpriesterlichen Gewänder für den Dienst des Aller-
höchsten im ersten Tempel angefertigt wurden. Anders verhalt es
Sichjedoeh mit der künstlerischen Anfertigung jener nvestes sacrae",
deren sich die Priester und Hohenpi-iester Jehovais in jener Zeit-
epoche bedienten, nachdem der zweite Tempel zu Jerusalem gebaut
werden war. Ein brauchbares Werk, das. kürzhch die Presse ver-
lassen hat, 2) weist hin auf den Unterschied der gottesdienstlichen
Gei-äthe und Gebrauchsgegenstände, die im zweiten Tempel ge-
genüber den Einrichtungen des ersten Tempels bestanden. Der
unten gedachte Verfasser führt nämhch im I. Bande seines Werkes
Seite 134 an, dass im Ganzen fiinf Gegenstände im zweiten Tem-
pel ermangelten, die im ersten sich vorgefunden hatten. Er rech-
net dazu die Bundeslade mit den Cherubinen, das h. Feuer auf
dem Altare, ferner die Scheclnna (Gottesanwesenheit), der h. Geist
der Weissagung und endlich die Urim und Thummim (göttliche
Entscheidung über grosse Fragen). Derselbe Gelehrte führt ferner
auf Seite 149 weiter aus, dass in dem zweiten Tempel auch nicht
mehr vorhanden gewesen sei das Salböl, und dass also 1m zweiten
Exodus, XXXI. 2-41.
Dr. Jost, Geschichte des
J udenthums.
3
Bände;
1857-59.