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die einzelnen Theile desselben geradlinig im rechten Winkel ein-
gefügt sind, „tela rectattß) Da diese einfache Construction des
Webstuhles nicht unähnlich ist jener Itlinrichtung des ,.jtigum"
der Alten, so nehmen Einige nicht mit Unrecht an, dass die Stelle
bei Ovid: „tela jugo juncta 0st," wegen der Aehnlichkeit dieser
Construction mit einem Joch herzuleiten sei.
Unter h haben wir auf Taf. IX ein Gewandstück veranschau-
licht, nämlich einen runden und geschlossenen Leibrock, der jener
in der h. Schrift erwähnten „tunica ineonsutilis" hinsichtlich
seiner Form und seiner Anfertigungsweise ähnlich gewesen sein
dürfte. Wie ein Blick auf den abgebildeten Webstuhl zeigt, wird
die hier veranschaulichte „tunica rotunda", die auch zuweilen
nrectaßß) genannt wird, nach oben hin gewebt, d. h. die Ein-
sehlagsfäden werden, wie früher schon bemerkt, nach oben hin
angeschlagen und zwar beginnend bei a und steigt dann der ge-
webte Stoff als fertiges Gewand bis nach b herunter. Damit die
beiden Ketten unter e und b in Spannung nach unten hin ge-
halten Wurden, um den Einschlagsfatlen in jede Kette abwechselnd
bei Umgehung des Webstuhles unter e und b einwerfen zu kön-
nen, befanden sich, wie oben schon angedeutet, an dem Web-
stuhl der Alten zwei schwere Gewichte, i und k, die die Ket-
ten in der erforderlichen Richtung hielten. Da die übrige
Construction des Webstuhles durch die Zeichnung von selbst
anschaulich gemacht wird, so fügeißwir nur noch hinzu, dass die
unter 1 und 111 aufgespannten Fäden die Kette veranschaulichen,
die nach Anfertigung der von oben nach unten fertig gewebten
„tunica" benutzt wurden, um in ähnlicher Verkehrung, vertical ge-
spannt, als Aermel ohne Naht mit dem Leibgewand durch die Kunst
der Weberin in Verbindung gesetzt zu werden. Es wird nämlich
die unter l m horizontal gespannte Kette, nachdem das auf dem
Stuhle befindliche Gewand vollendet ist, auf beiden Seiten abgg-
schnitten und wird alsdann zuerst die eine Kette unter m von oben
nach unten gehend so wieder aufgespannt, dass in gleicher Weise,
wie das oben geschildert wurde, der eine Aermel vermittels zweier
Ketten rundum geschlossen durch den Einsehlagsfaden sich all-
mählig herstellt. Alsdann wird die andere Kette unter l vertical
nach unten aufgespannt und im gleichen Verfahren als geschlos-
sene „manica" gewebt.
Durch das eben angedeutete Verfahren würde das Problem
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Artemidor. lib_ III. cap. 36.
Isidorus orig. lib. XIX. cap. 22.