Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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schub, dass die meisten Gewänder des vorchristlichen Alterthums 
durch die Kunst des WVebstuhles aus einem Stück und nicht 
durch die Kunst der Nadel aus mehrern Stücken angefertigt 
worden seien. Nichtsdestoweniger lässt es sich ganz in Abrede 
stellen, dass nicht zuweilen einzelne Gewandstücke in der vor- 
christlichen Zeit durch Nadelarbeiten zusammengesetzt werden 
seien. Dahin ist auch die ntuniea", die bei den Alten vielfach 
aus zwei langen Stoffstücken (plagulae) bestand, zu rechnen, die 
bloss auf der Schulter durch Nähte in Verbindung gesetzt wurden, 1) 
Erst als die Kleiderpracht und der Luxus in der spätern römi- 
schen Kaiserzeit überhand nahmen und der Schnitt und die Form 
der Gewänder manehfaltiger wurde, "scheint auch das Verfahren, 
Kleider mit der Naht anzufertigen, bei den Römern mehr in Auf. 
nahme gekommen zu sein. J e mehr der Gebrauch allgemeiner wurde, 
die Gewänder zu billigern Preisen aus einzelnen Stoffstüeken zusam- 
men zu nähen, desto mehr nahm auch die alte Sitte ab, nämlich die 
Kleidungsstücke aus einem Stücke weben zu lassen. S0 kam es, 
dass der weise Seneca als Sonderling in Rom erschien, indem er 
noch immer die ältere Römersitte beibehielt und Gewänder trug, 
die aus einem Stück gewebt waren, wo hingegen seine Zeitgencs- 
sen, die wahrscheinlich billigern, aber auch nicht so haltbaren, aus 
einzelnen Stoffstücken zusammen genähten Gewänder allgemein zu 
tragen pflegten. Schon vor der Zeit des grossen Bibelübersetzers 
Hieronymus scheint, wie früher schon bemerkt, die Kunst, na- 
mentlich im Occidente, ungeübt, ja vollständig uugekannt geworden 
zu sein, Gewänder ohne Naht anzufertigen, so zutar, dass er in 
seiner „epist0la ad Fabiolam" auf den Grund hin, dass es nicht 
anginge, runde Gewänder ohne Naht zu weben, ausdrücklich an- 
führt, die verschiedenen oben beschriebenen Gewänder nach der 
alten Gesetzordnung seien ein "OPUS acus" geWeSCn, nicht ein 
„opus textoris", und zwar stützt sich auch Ilieronylullä auf dieselbe 
Ansicht des Josephus, der angibt: ,.foeminalia et ejusniodi alia in 
tela Heri non posse." WVir wollen es im Nachstellendeh versuchen, 
die Art und WVeise näher zu bezeichnen, wie 111ml in Yorchrist- 
licher Zeit Gewänder ohne Naht gewebt habe, die der (irische 
"Ögläzzrpol" nannte. Es bestand nämlich in der vorchristliehcn Zeit 
eine zweifache Art der Weberei, die durch die Lage und Be- 
plurimum, utebantur, quos sermo Gallicus VOCM Wumriers, Laüni SßFivWS 
auc sareinatores, quae vocabula refectorem veteris vestis potius denotant, 
quam novae confectorenu. 
Vgl. Aelianus Varo bist. lib. I. cap. 18 und Varo lib, VIII,
	        
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