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und Könige in vorchristlicher Zeit tragen konnten. Die hohen-
priesterlichen Gewänder des Jehovadienstes wurden deswegen
auch im Alterthume den königlichen Gewändern gleichgeschätzt,
ja oft denselben unbedingt vorgezogen. 1) Mit dieser grossen
Kostbarkeit und dem hohen Werthe der „vestes aureae" des
Hohenpriesters stand auch, wie das Juda Leo ausdrücklich be-
richtet, die sorgfältige Aufbewahrung derselben, die Werth-
schätzung und das hohe Ansehen derselben in den Augen der
Israeliten im Einklange. Dem ebengedachten jüdischen Gelehrten
zufolge hingen diese Kleider entweder in der Rathskammer an
vergoldeten Balken oder in einem andern besondern Gemaohe,
das mit dem Tempel in directer Verbindung stand. 2) Nachdem
aber durch den Hühenpfießter Hyreanus in der unmittelbaren Nähe
des Tempels eine stattliche Burg erbaut worden war, die Herodes
später "Antonia" nannte, so liess der Erbauer zur grössern
Sicherheit die "vestes aureae" in ein besonderes Gemach dieses
neuen Palastes übertragen. Hyreanus und seine Nachfolger im
Hohenpriesterthume haben die goldenen Prachtgewänder in diesem
Palaste geziemeud aufbewahrt bis zu den Tagen des Herodes. Der
Letztgenannte, als Ausländer, hielt widerrechtlich und nicht ohne
Murren des jüdischen Volkes die kostbaren hohenpriesterlichen Ge-
wänder fortwährend auf der Burg Antonia in strengem Gewahr-
sam, und liess sie nur verabfolgen für die Zeit, wann der Hohe-
priester sie im Tempel anlegen musste. Nach dem Tode des
Herodes traten die Römer den Besitz dieser kostbaren hohen-
priesterlichen Gewänder an und liessen sie ebenfalls in der Burg
Antonia unter dem Siegel des Schatzmeisters vorsichtig verwahren. 3)
Seit dieser Zeit wurden die „vcstes aureae" nicht jedesmal heraus-
gegeben, wenn der Ilohepriester sieftlr den Tempeldienst verlangte,
sondern man gestattete ihm bloss Jährlich an den drei höchsten
Festen und ausserdem noch am Versöhnungsfeste den goldenen
Ornat und den Traucr-Ornat anzulegen; nachdem vorher in
Gegenwart des jedesinaligen römischen Landpflegers die Siegel
bei der Eröffnung besichtigt und bei Verschliessung derselben
die Siegel Wieder angelegt wurden. Damit in ihrer religiösen
Beziehung die Juden in steter Abhängigkeit von den Römern
gehalten werden sollten, damit ferner auch der Pontifex Maximus
i) Philo Jud. lib. de sacerdotum honoribus.
2) Maimon. Kele Hammikdasch, cap. VIII.
3) F1. Joseph. lib. XV., antiquit. cap. 14, lib.
und lib. VII de bello cap. 15.
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