Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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einmaligen Gebrauch im Tempeldienste geheiligt werden waren, 
so durften dieselben niemals von einem Andern getragen oder zu 
andern profanen Zwecken gebraucht werden. Sie wurden des- 
wegen sofort nach der Ablegung in eine besondere Gewandkzun- 
mer niedergelegt. Damit aber die Menge der alten gebrauchten 
und abgelegten Gewänder sich nicht zu sehr anhäufte, wurden 
sowohl von den feinen Byssusstofien der „vestes albae", als auch 
von den Stoffen der „vestes anreae" Oeldoehte gewunden, die in 
den goldenen Lampen im Tempel angezündet und auf diese Weise 
durch Verbrennung vor Profanation geschützt wurden. i) 
Nach der Angabe des Josephus k) muss der Vorrath an 
priesterlichen Kleidungen in der Gewandkammer des Tempels 
schon zu Salomon's Zeit bedeutend gewesen sein, denn Salomo 
habe im Ganzen tausend Ornatstücke dem Tempel verehrt, die 
als „vestes aureae" der Hohepriester allein zu tragen das Recht 
hatte. Ferner habe Salomo als Ornate für die „turba sacerdo- 
tum", mit Einschluss der gestiekten Gürtel, zehntausend Stücke 
der Gewandkarnmer des Tempels überwiesen. Diese priester- 
liehen Kleider wurden in späterer Zeit in einer besondern Klei- 
derkammer des Tempels in 96 Kasten aufbewahrt. Es hatte 
nälnlich jegliche Ordnung der Priester, deren es 24 gab, vier 
besondere Kleiderkasten, in welchen die vorhin beschriebenen 
vier priesterlichen Kleidungsstücke lagen. Diese Kleider waren 
ihrer Form und Gestalt nach ausgewählt und stand auf jedem 
Kasten der Name eines jener vier priesterlichen Gewänder, die 
darin in Menge geordnet hingen. Die obengedaehte Kleider- 
kammer war in verschiedene Gemächer abgetheilt, in welchen die 
Priester ihre gewöhnlichen Kleider auszogen und die heiligen 
Gewänder anlegten, die sie zum Tempeldienste befähigten. Dieser 
Kleiderkammer mit ihren vielen Unterabtheilungen stand ein 
Kleidgl-hütgr vor, der mit seinen Untergebenen den Priestern bei 
Anlegung der Tempelgeiväinder behülliich War. 
Die früher beschriebenen Gewänder wurden, wie wir vorhin ge- 
sehen haben, hoch in Ehren gehalten und vor jeder Profanation sorg- 
fältig geschützt. Deswegen durfteaueh weder der einfache Priester, 
noch der Hohepriester irgend eines der zum Jehovadienste gehö- 
renden heiligen Gewänder ausserhalb des Tempels anlegen. Nur 
allein im Dienste des Allerhöehsten, wie es das Buch Exodus aus- 
1) Lightfootius hor. 
lib. I. cap. 9. 
3) Elavius JusephllS 
heb. ad Job. 7, 2. 
Antiq. lib, VIII. cap. 
und 
2. 
Rud. 
Leon  
de 
templi
	        
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