Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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einem zarten Byssusfaden. 1) Noch fügen wir hinzu, dass der 
Hohepriester am Versühnungsfeste bei den gottesdienstlichen Ver- 
richtungen des Morgens vier andere "vestes albae" trug, als die- 
jenigen waren, die er bei dem Gottesdienste am Abend anlegte. 
Die äusserst feinen Byssusgewänder von pelusischem Leinen 
(ägyptischem Leinen), die der Hohepriester am Morgen trug, 
kosteten nämlich 12 Minen und die obengedaehten vier Trauer- 
gewänder für den Abend kosteten zusammen 18 Minen. Man 
hat berechnet, 2) dass die 12 Minen für die pelusischen Stoffe 
des Morgen-Ornates, nach dem Geldwerthe, zur Zeit als Lundius 
sein WVerk über die jüdischen Heiligthümer schrieb, eine Summe 
von mehr als anderthalb hundert Reichsthaler repräsentirt habe, 
hingegen die vier Trauergewandstüeke für den Abendgottesdienst, 
die vom feinsten indianischen Leinen waren, die Summe von 
225 Reiehsthalern. ES kosteten mithin beide Trauer-Ornate, die 
der Hohepriester nur einmal, am Versöhnungsfeste, und zwar den 
einen Morgens, den andern Abends trug, im Ganzen 375 Reichs- 
thaler. Fürwahr eine unbegreiflich hohe Summe für acht weisse 
Byssusgewänderl Es würde sich aber diese Summe noch um 
ein Bedeutendes steigern, wenn die obengenannten 30 Minen nach 
dem heutigen Geldwerthe berechnet würden. 3) WVir begreifen 
heute kaum, wie dieses zarte orientalische Byssusleinen in vor- 
christlicher Zeit einen so unglaublich hohen Preis gekostet habe. 
Und doeh gab es einen noch viel kostbarern Byssusstoff, wenn 
man den, oft übertriebenen, Angaben jüdischer Talmudisten 
Glauben beimessen darf. So führt nämlich die Gemara an, 
dass ein ismaelitischer Priester, der Sohn des Baphus, eine Tunik 
von seiner Mutter zum Geschenk erhalten habe, die allein 100 
ltlinen gekostet habe. An derselben Stelle wird erzählt, dass 
Eliezer, der Sohn des Chersomi, ebenfalls einen Leibrock zum Ge- 
schenk erhalten habe im Werthe von sogar 2 Myriaden Minen. Dass 
überhaupt dieses kostbare Byssusleinen im Alterthum einen er- 
staunlicll hohen Preis und deswegen auch grosse Vorzüglichkeit 
gehabt haben muss, ist daraus zu entnehmen, dass schon Plinius 
anführt, dass das Byssusleinen dem Golde gleich geschätzt und 
abgewogen worden sei. Deswegen geben auch die Talmudisten 
Vgl. Maimonides Hilch. und Kele Hammikdasch ca  
banal super legcm. cap. XXV. p VIII, und Abar" 
Man vergl. Brerevvod de ponderib. cap. IV etc. 
Nach (1911 neuem bxürsßhungen in Boekws "Staatshaushalt der Athen " 
ist. der Anschlag viel zu niedrig. er
	        
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