394
wählt werden musste. Unter den „vestcs albac" des H ohenpriesters
am grossen Tage der Versöhnung unterschied sich nur allein der
Gürtel desselben von dem entsprechenden ßbaltcus" der Opfer-
priester, indem die hohepriesterliche Leibbinde an diesem einen
Tage nicht durch das „opus rokem", d. h. Stickerei in vielfaehem
Blumenwerk, verziert, sondern ohne alle gestickte Ornamente,
bloss aus feinem blendendweissen Byssus angefertigt war. Der
Gürtel, wie er zu den weissen Gewändern des Hohenpriesters
gehörte, bestand also nicht wie der, den er bei dem goldenen
Gewändern zu tragen pdegte, aus einer „ mixta materia", was
der Hebräer mit dem Ausdrucke "schaadnez" bezeichnete, sondern
er war vom feinsten ägyptischen Byssus, ohne jede Anwendung
von eingestickten Dessins. Die Kopfbinde des Hohenpriesters, die
als viertes und letztes Stück zu den „vestes albae" am zehnten
des Monats Tisri getragen wurden, unterschied sich von der
"cidaris" der gewöhnlichen Opferpriester, in sofern, als die
hohepriesterliche Tiare in der Weise um das Haupt geschlungen
wurde, dass sie eine niedrige turbanförmige Kopfbedeckung bildete,
wohingegen der „pileus" der übrigen Priester, in WVeise eines
Helmes erhöht, über dem Scheitel des Hauptes aufgewunden
wurde. Ausserdem trug der Hohepriester an diesem einen Tage
nicht die „c0rona aurea", d. h. die im Vorhergehenden beschrie-
bene goldene Stirnbinde, die sonst immer, wenn er im Tempel
erschien, mit der Tiare in Verbindung stehen musste. Unter den
betreffenden Schriftstellern, die umfangreiche Werke über den
mosaischen priesterlichen Ornat geschrieben haben, walten Zwei-
fel vor, ob nicht das eben beschriebene Bussgewand, das der
Hohepriester am Versöhnungstage tragen musste, aus einem
einfachen Leinenstofie und nicht aus dem feinsten Byssus an-
gefertigt gewesen sei. Nach Vergleich der verschiedenen An-
sichten, die darüber geltend gemacht worden sind, glauben
wir die Ansicht hier aufstellen zu dürfen, dass zwischen dem
„bad" und dem "schesch" (inoschsa), wie die zu den „ves-
tes albae" verwandten Stoffe benannt werden, kein Unter-
schied, was das Stoffliche und dessen WVerth betrifft vor-
gewaltet habe, und dass jede dieser Namen den ägypzisßhen
oder indischen Bynssus bezeichne. Nur in der Textur ist ein
Unterschied zu suchen, indem, wie schon früher bemerkt,
dasnscheseh" ein seehsdrähtiges feines Byssusleinen war, dessen
Kette und Einschlag aus sechsfach gezwirnten zarten Fäden be-
stand, wohingegen das "bad" ein feines Gewebe bezeichnet, dessen
Kette und Einschlag eindrähtig sind, d. h. bloss bestehend aus