Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

ihres Glaubens feierten. Der vielen Analogien wegen, die Daniel in 
der Löwengrube mit den verfolgten Christengemeinden hat, findet sich 
diese Darstellung daher allenthalben in den WVandgemälden des unter- 
irdischen Roms, auf den ältesten christlichen Sarkophagen ete.- 1) 
Ein nicht minder merkwürdiges Gewebe, das aber jedenfalls 
ein höheres Alter als das eben erwähnte beansprucht, zeigt Ta- 
fel II. Die Grundfarbe des Stoffes ist dunkelroth, das Dessin viel- 
farbig. Das äusserst feine Gewebe ist ein kräftiger Köper-Stoff 
(croise).2) Die Kette des Stoffes besteht aus rother stark gezwirn- 
ter Seide; die zartern Einschlagsfäden sind von minder starker 
Drehung. Das Sujet gehört ebenfalls, wie es den Anschein hat, 
dem Alten Testamente an und mag dann etwa Samson vorstellen, 
wie er den Löwen erwürgt. Andere haben vorliegendes Gewebe 
einer sehr frühen Zeit zuschreiben wollen und erblicken darin die 
Ausgänge der classischen Kunst und eine weitere Entwickelung 
der Kunst des oströmischen Kaiserreichs. Als Grund für das höhere 
Alter dieses Stoffes führte man unter Anderm an, dass sich in der 
bekannten Aufzählung von kostbaren Geweben bei Anastasius keine 
Stoffe voründen , deren Dessins sich band- und streifenförmig 
fortsetzen. 3) 
Obgleich nun zur Zeit des Anastasius der Geschmack für ge- 
streifte Stoffe sich nicht geltend machte, da ja. um diese Zeit mei- 
stens Stoffe mit runden, vier-, acht- oder vieleckigen Einfassungen 
(cum periclysis de quadrapulo de octapulo Anast.  O.) herr- 
schend waren; so berichten hingegen Schriftsteller des Alterthums, 
namentlich Diodorus Siculusft) dass die alten Gallier buntgemalte 
Tuniken von gestreiften Stoffen getragen hätten. Auch Virgil spricht 
von Galliern, die mit Gold bekleidet gewesen seien und mit ge- 
streiften Zeugen. 5) 
1) Auch Anastasius spricht in der Lebensbeschreibung Gregofs IV. von dersel- 
ben Darstellung: „Fecit vestem de tyris, habentem historiam Danielis cum 
periclysi de staurace", und ein wenig weiter spricht er von einer Altarsbeklei- 
dung (vestes od. vestimenturn) worin die Geschichte Daniel's in einer 
Umrandung (periclysis) von oloverum abgebildet war. De vitis Roman. 
pontif. Nr. XCVIII. A. C. 827. (Rerum italic. Script. tom. III, pag. 22-3. 
col. 2. D. et  
2) Diese geköperten Gewebe finden sich meistens an den schweren ügurirten 
Stoffen vor und nach dem X. Jahrhundert. 
3) Vßrgl. über die gestreiften Stoffe im Alterthum die Abhandlung von Alb. 
Rubens „de re vestiaria" lib. I, c. II. Thesaurus antiquitatum Romanarum, 
9098- a- J- G. Gaevio tom. VI, col. 939, 940 und Winkelmann lib. IV. 
cap. IV, tom. II, pag, 165, 
4) Diod. Sie. lib. V, cap. 30, vergl. denselben Aut. Div. Aurclianus cap. XV 
et Probus. cap. IV. 
5) Aeneid. lib. VIII, v. 657.
	        
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