Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Exodus gibt darüber in Cap. XXVIII, Vers 26; einen bestimmten 
Aufschluss. Die Vorschrift des Gesetzes sagt nämlich an dieser 
Stelle; „in qua sculpes opere caelatoris, Sanctum Domino." Man 
hat vielfach nach der Ursache geforscht, weswegen der Herr durch 
das Gesetz Moses den ausdrücklichen Befehl ertheilt habe, die 
goldene Stirnkrone des Hohenpriesters durch Anbringung dieser 
Worte zu heben und zu verzieren. Bei der Vorliebe, die das 
Volk Israel für alles das zeigte, was von dem benachbarten C111- 
turvolke der Aegyptier herrührte, hätte es, wie Einige annehmen, 
dem Herrn gefallen, durch das Gesetz Moses dem Hohenpriester 
einen hervorragenden Ornat vorzuschreiben, der in Hinsicht auf 
Stoff und Form der Kopfbedeckung einige Aehnlichkeit mit der gol- 
denen Stirnbinde ägyptischer Priester gezeigt habe. 1) Auch {bei 
den Königen und Priestern anderer vorchristlichen Völker kamen 
vielfach goldene Stirnbinden in Weise des eben beschriebenen prie- 
sterlichen Diadems zur Anwendung, die vielfach vorne auf der 
Stirne mit kleiner-n Bildwerken 2) verziert waren. So lesen wir 
auch bei Suetonius in seinem „vita Domitiani": der "Kaiser habe 
eine goldene Krone getragen mit dem Bildwerke des Jupiter, der 
J uno und der Minerva"; Domitianus habe sich dadurch als der 
Priester dieser Götter bethätigen wollen. WVeil aber Jehova von 
dem Volke, das er sich als das Seinige erkoren hatte, alles fern 
haltenvwollte, was dasselbe zum Bilderdienste verleiten konnte 
so war in dem Culte des alleinigen wahren Gottes alle Anwen-. 
dung von Bildern strenge untersagt. Deswegen waren auch an- 
statt der Bildwerke auf der hohenpriesterlichen Kroubinde die 
Worte anzubringen befohlen worden: „Sanctum Domino". 
Indem wir uns an den Zweck des vorliegenden Werkes erinnern 
und den engen Raum bemessen, der uns für die vorliegende Ab- 
handlung zugewiesen ist, erachten wir es auch nicht für nöthig, 
den Leser eingehender damit zu beschäftigen, auf welche Weise die 
'l'iare des Hohenpriesters mit der vorliegenden „corona aurea" 
in Verbindung gestanden habe; auch würde es hier nicht am 
 Vgl. hinsichtlich der Gewänder der ägyptischen Priester: Herod. lib. 1T, 
cap. 37 und Plinius lib. XIX, cap. l. 
2) VgL über die Bildwerke an Kronen: Athencus, lib. V. 13.  Auch die 
Byzantiner im frühen Mittelalter piiegten als Aufsätze  pinacula.  email- 
lirte Bildwerke auf dem goldenen Stirnstreifen der Krone aufzustellen. 
Dieselben Bildwerke in Email finden sich auch vor an der berühmten 
ungarischen Krone des h Stephan. Vgl. unsere desfallsige Beschreibung 
und Abbildung: "Die Kleinodien Ungarns", im Augusthefte der Mittheilung 
der k, k. Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale. Wien 1857. 
Liturgische Gewänder. 9' 26
	        
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