Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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„opus polymitumr des Ephods verwandt wurden, von echtem 
tyrischen Purpur gewesen seien, der die violetrüthliche Farbe 
des Amethisten hatte. Ferner wurden als Einschlag in die Bys- 
suskette des Ephods noch eingewirkt zarte Wollenfäden von dop- 
pelt gefärbtem Coccus (cocco bis tincto). Diese Coecusfarbe, die 
auch zuweilen mit der Purpurfarbe von Schriftstellern irrthüm- 
lieh verwechselt wird und mit dem hochrothen Purpur manchmal 
synonym ist, hatte eine blendend rothe Farbe, die der Farbe 
einer feuerrothen Rose nahe kommt. 1) Auch mit der hochrothen 
Farbe des Feuers soll nach Plinius 2) die Coecusfarbe Aehnlichkeit 
gehabt haben. Diese schöne feuerrothe Farbe des Coccus wurde 
aus dem Saite eines Insectes genommen, das die Griechen "uöx- 
xog" und „uxo5).r;E" nannten. Die Araber nennen dieses Insect, 
das bis zur Grüsse einer Kiefererbse wächst, „al kerlnes". Es 
scheint uns sehr wahrscheinlich, dass aus dieser arabischen Be- 
zeichnung in der Spätlatinititt sich für die feurige hochrothe Farbe 
die Bezeichnung "Carmesin" gebildet habe, Woraus das französi- 
sche „carmoisin" entstanden ist. 
Auf diese Farbe bezieht sich auch der bekannte Spruch 
der Schrift: „Si peccata vestra fuerint sicut coccinum, sicut nix 
albescent", was die meisten Schriftausleger mit dem stechend 
grellen Farbeton des Scharlachs hier richtig übersetzt haben. 
Wurde die mit Coccus gefärbte Wolle noch einmal, d. h. doppelt 
gefärbt, so hatte sie noch einen intensivem Glanz und führt bei 
altern Schriftstellern dieses doppelt gefärbte Hochroth den Namen 
"dibaphum". Wir lassen es dahingestellt sein, ob diese Einschlag- 
faden in den ebengedachten kostbaren Farbtönen, die alle sechs- 
drähtig gezwirnt waren, auch wie das Einige annehmen, mit dün- 
nen Goldfäden vermischt gewesen, oder 0b die Goldfäden als dünne 
platte Riemchen für sich selbstständig als Einschlag hinein gewebt 
worden seien, wovon schon vorher die Rede war. 
Nachdem wir im Vorhergehenden über das Material, die 
Farbe und die technische Fabrication ein Näheres angegeben 
haben, aus welchem überhaupt als „Werk des Webers" das 
hohepriesterliche Ephod angefertigt zu werden pflegte, bemerken 
wir hinsichtlich der farbigen Darstellung desselben auf Tafel Ill", 
dass die Musterung in demselben nach unserer eigenen Wahl so 
gehalten und zusammengesetzt worden ist, wie möglicherweise 
dieses Dessin in der vorchristlichen Zeit gestaltet gewesen sein 
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Vgl. Plinius, lib. IX. cap. 
Plinius, lib. XXXVII, cap.
	        
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