kleinere und grössere Kreuze, in der Form des jetzigen Malthe-
serkreuzes, von kleinern Ringen (orbiculis) umgeben. Daher denn
auch bei Anastasius das öftere Vorkommen von „vela serica rotata
cum cruce". Diese Kreuze haben sich bis auf den heutigen Tag
fast als alleiniges Ornament in den liturgischen Gewändern der
schismatischen Griechen erhalten. l) Uebrigens waren Kreuz und
Stern schon bei den civilisirten Völkern des heidnischen Alterthums
gebräuchliche Ornamente, und soll daher in dem zuletzt Gesagten
nicht die Ansicht ausgesprochen werden, dass alle Stoffe, worin sich
diese Kreuzverzierung befindet, immer griechischen Ursprungs seien.
Die in Byzanz und Griechenland mit Rücksicht auf liturgische Zwecke
angefertigten kostbaren Seidenstoffe verschmähen es nicht, dem
Geschmacke und der Richtung der Zeit folgend, ebenfalls Thierbil-
dungen von symbolischer Bedeutung zu decorativischen Zwecken in
Anwendung bringen zu lassen. So besass die Kirche ad St.
Stephanum zu Autun einen kostbaren Behang mit eingewirkten
Löwen, zwischen welchen sich die Inschrift in griechischen Buch-
staben befand: "XPIZTOE JEEHOTHE". 2) Diese Inschrift:
„Christus der Herr", galt zweifelsohne als Umschrift und Deutung
zu den symbolischen Bildern des Löwen, indem der königliche
Löwe sehr oft in der kirchlichen Bildersprache den Heiland
repräsentirt als Herrscher und Regierer. Die beifolgende Zeich-
nung (Taf. IV) ist einem sehr interessanten Gewebe entnom-
men, das in Bezug auf seine Löwenornamente in grossartiger Auffas-
sung und Stylisirung mit den eben beschriebenen alten Vorhän-
gen der St. Stephanskirche zu Autun Aehnlichkeit haben mochte.
Der Fond dieses Gewebes besteht aus rother Seide; sämmtliche Des-
sins sind durch Goldfäden als Einschlag hervorgebracht. Diese
Dessins in dem auf Tafel IV in Abbildung mitgetheilten Gewebe unter-
scheiden sich merklich von den Darstellungen in ägyptischen, per-
sischen und arabischen Stoffen dieser Zeit, und da dasselbe aller
Wahrscheinlichkeit nach unter den reichen Stoffen 3) sich befand,
die Bischof Conrad von Halberstadt im Jahre 1208 nach der Ein-
nahme von Byzanz aus Griechenland mitbrachte, so möchte wohl
So sah ich in den griechischen Gcsandtschaftscapellen zu Berlin und Wien
prachtvolle, in Lyon gewebte ScidenstoHe, Festtagsornate des Archimandri-
wn, die mit kleinen griechischen Kreuzchen, in Gold brochirt, durchwirkt waren.
Quoniam autcm in eadem aula Dei (Antissiodorensi ecclesia St. Stephani)
crat pretiosissimum pallium cum leonum imaginihus, in quo erat scripmm
im" 1601188 graecis litteris XPIZTOZ AEZHOTHZ non dcstitit prius quam
aljud eiusclem similitudinis pallium invenit etc. Histor. episc, Antiss. cap. 411
de Gualdrico A. C. 918-933.
Im Folgenden werden dieselben ausführlicher beschrieben werden.