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S0 war auch jener Vorhang im Tempel, der bei dem Tode des
Heilandes bekanntlich entzweit-iss, 1) ein "opus artiiiciosissimum".
Obgleich im Exodus das Ephod oder "superhumerale" als eines
der vorzügliehsten goldenen Gewänder des Hohenpriesters aus-
führlicher als „opus polymitum" beschrieben wird, so haben doch
Mehrere dieses "vielfadige Werk", fussend auf diesen Ausdruck
der Vulgata, als gestickte Kunstarbeit zu bezeichnen keinen An-
stand genommen. Jedoch gewichtige Ausleger der heiligen
Schriften, unter diesen Maimonides und andere Gelehrte sind
der Ansieht, der auch wir beipflichten möchten, dass das Schul-
tergewand in seinen vielfarbigen Ornamenten nicht als „opus
rokem", sondern als „opus ehoscheb" gleichbedeutend mit "opus
textoris" zu betrachten sein dürfte. Als Kette wurde dazu,
wie an den meisten übrigen Gewändern der Priester, ein fei-
ner Byssusfaden genommen, der aus 6 feinern Fäden zu einem
einzigen gedreht war. Diese Faden aus (idrähtigem Byssus
dienten als "stamen", worin als Einschlag (subtemen) jene viel-
farbige Purpurwolle geschlagen und verwebt wurde, wie es die
h. Schrift in den einzelnen Farbtönen näher angibt. Nach der
oben angezogenen Stelle wurden auch zu den Einsehlagsfäden
abwechselnd Goldfäden genommen und fragt es sich, 0b dieses
Gold, als runder Faden, nach der heutigen Präparation verarbeitet
wurde, oder 0b das Gold, nach älterer Art, als platter Faden in
Weise eines dünnen Goldlamen zum Einschlag verwebt wurde.
lrVir antworten darauf, dass in der h. Schrift sieben verschiedene
Arten von Gold, wie es zum Tempeldienste angewandt wurde,
die Rede ist." Die verschiedenen Arten von Gold führen ent-
weder einen entsprechenden Namen nach ihrer Güte, Beschaffen-
heit oder nach ihrem Fundorte. Das Gold, das zur Webe-
rei in Form von platt geschnittenen Faden verwandt wurde,
benannte man aschaehut". Dasselbe wurde in äusserst dünnen
Flächen als Goldlamen ausgedehnt und alsdann in feine Riemehen
zerschnitten, um in dieser Weise gleichsam als Faden verweht
zu werden. 2) Nach dem folgenden Spruehe des Exodus; "Und
er dehnte sie aus zu Faden, damit sie konnten übersponnen
werden auf einer Unterlage von den oben genannten Farben",
weben, nicht nur in verschiedenen Farben auf jeder Seite, sondern auch
sogar in verschiedenen Zeichnungen.
Wir werden die Beschaffenheit desselben in exner spätem Lieferung näher
besprechen, wo wir von den Vorhängen des Altars ausführlicher handeln
werden.
Vgl. das Nähere über die Präparation dieser Goldfäden Exod. XXXIX, 3.