365
nämlich aus gemischten Stoffen, zum Theil aus dem feinsten ägypti-
schen Byssusleinen als Kette und aus einem ltlinschlag von verschie-
denfarbiger Purpurwolle mit Goldfäden verarbeitet. im Gegensatz
zu den vielfarbigen (lrnamenten des priesterlichen Gürtels, die, wie
wir oben gesehen haben, nicht aus einem "opus rokem", d. h. einer
gestickten Arbeit bestanden, waren die vielfarbigen blumenreiehen
Dessins in dem Ephod nicht erzielt durch das "opus phrygioni-
cumäß) Ständern dllfßll das „0pus choscheb". Dasselbe war aber
ausschliesslich im Alterthume das Werk eines Kunstwebers im höhern
Sinne des Wvortes und eine viel kunstrcichere Arbeit, als die Orna-
ment-Stickerei; deswegen führt es auch bei den jüdischen Ausle-
gern der h. Schriften des Alterthums den auszeiehnenden Namen
„0pus nllifißißßisßimllnl" Oder aingeniosissimum". Dass sogar in
der verchristlichen Zeit die lrVebspule, die damals schon Aehn-
liches hervorbrachte, was wir heute mit dem Ausdrucke "Haute-
lisse-Wclvereien" bezeichnen, die gesticktem Leistungen der phrygi-
sehen Nadel zuweilen übertraf, ersieht man schon aus einem Epi-
grainm bei Martial, wo er sagt:
„Haec tibi Memphitis tellus dat munera; victa (ist
Pcctine Niliaeo jam Babylonis acus."
Als Grund, weswegen das vorchristliche Alterthum das „0pus
cliriselieb" als Weberei, was Kunst betraf, höher erachtete, als
das "opus rokeln", Stickerei, ist darin zu finden, dass bei dem
erstgenannten "opus artificiosissirnum" der Kunstweber es in der
Hand hatte, auf jeder Seite eine andere bildliche Darstellung zu
erzielen, so zwar, dass während er auf der einen Seite durch die
Kunst der Wehspule einen Löwen im Bilde darstellte, er durch
denselben Einschlag auf der Rückseite als gelungenes Dessin einen
Adler oder eine andere bildliche Darstellung erzielen konnte. 3)
1) Exod. eap. XXVIII, 39 G. und XXXVIII, 18.
2) Glßiüillilütend mit diesem hebräischen Terminus nennen die Italiener Ge-
sticktes: hrecaniataa, Sticken: nreeamare", und in Spanien ist der Aus-
druck "recamodurn" identisch mit der Bezeichnung „opus phrygiouicum'.
3) Wir erinnern uns, im vorigen Jahre in Wien ein ähnliches nupus ingenio-
Sissimun)" bewundert zu haben, das in der Weberei auf beiden Seiten eine
durchaus verschiedene bildliche Darstellung zu erkennen gab. Ein genialer
Fabrikant in Wien hatte nämlich bei Anfertigung der Banner und Standar-
ten für das kaiserlieh österreichische Heer, deren Ausführung ihm über.
tragen worden wer, auf der einen Seite in vielen Farben und Gold das
Bild der „immaculeta couceptio" gewebt und zugleich auf der andern Seite
dm österreichischen Doppeladler mit seinen vielen Insignien und Wappen
Der Besitze,- dieser merkwürdigen Kunszwehereien, dessen Name uns leider
entfallen ist, beabsichtigt auch Stolen und andere liturgische Gewänder zu