Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Sieger wieder heim, reich beladen mit kostbaren Stoffen, 1) und al- 
lerlei künstlichen Arbeiten in Silber, Email und Elfenbein, nach- 
dem manche Stapelplätze des Orients für Kunst und Han- 
del in ihre Hände gefallen waren; daraus erklärt es sich, wie 
verschiedene Kunstwerke, denen das Christenthum bis dahin noch 
keine selbstständige Form aufgedrückt hatte, den Charakter der 
orientalischen Vorbilder beibehielten, und wie es erst in der 
Spätzeit, im XIII. Jahrhundert, der Kleinkunst gelang, den orien- 
talischen Typus vollständig zu überwinden; daher auch um 
diese Zeit jene frappante Verwandtschaft der historischen Dar- 
stellungen in den Webereien des Orients, mit der Sculptur und 
Miniaturmalerei des Abendlandes. Gleichwie nämlich heute Pa- 
riser und Lyoner "Dessinateurs" ihre meist dürren und magern 
Cgmpggitionen, worin nicht selten der platteste Nihilismus der 
Form zu Tage tritt, in MU-Sterkßffell, 8503611 und Tapeten den 
übrigen Ornamentisten des Continents zum Besten eines neuer- 
ungssüehtigen Modepublicums zur Naehäffung darbieten; so ha- 
ben im frühesten Mittelalter arabische, persische und indi- 
sehe Componisten dem Oecidente durch jene beliebten, natur. 
historisch figurirten Seidengewebe, die massenweise auf Han- 
delswegen dem Abendlande zugingen, die Originale und Vor- 
bilder zu ähnlichen Productionen an die Hand gegeben. Mit 
Recht sagt daher auch M. de Caumont, einer der angesehen- 
sten Archäologen Frankreichs, nachdem er in seinem "Abecedaire" 
einige alte scenerirte Stoffe dieser Periode in Abbildung mit- 
getheilt hat; „Vor Allem muss man dem decorativen Elemente 
Rechnung tragen, das in diesen Webereien den christlichen Bild- 
hauern geboten wurde; man hat noch nicht hinlängliche Studien 
über diesen Kunstzweig (die Gewebe des Mittelalters) angestellt 
und wir nehmen keinen Anstand, denselben als einen solchen zu 
bezeichnen, der in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Sach- 
verständigen verdient." 
Einen wesentlich verschiedenen Charakter von diesen eben 
bezeichneten Webereien mit ihren nicht selten bizarren Thierbildun- 
gen tragen in der vorliegenden Periode, namentlich von der Karo- 
lingischen Zeit ab, jene Stoffe, die, oft mit besonderer Rücksicht 
auf gottesdienstliche Zwecke, in den grössern Handelsstädten 
des griechischen Kaiserreichs angefertigt zu werden pflegten Ein 
sehr gewöhnliches Ornament in griechischen Webereien waren 
l) In einem der folgenden Capitel soll Nachweis gegeben werden, welche Menge der 
kostbarsten Gewebe dem Heere der Kreuzritter bei der Einnahme von Damascus, 
Jerusalem, Constantinopel etc. in die Hände fielen.
	        
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