Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

354 
der Opferpriester gestaltet wurden. 1) Es erübrigt daher noch, 
zu den ebenbeschriebenen vier Gewändern, die auch hohenprie- 
sterlichen Gebrauches waren, noch im Folgenden die vier andern 
kostbarern Ornatstücke, nämlich: das "pallium", "ephodum", „pect0- 
rale"und "corona" ausführlicher zu besprechen, um auf diese Weise 
den ganzen Ornat geschildert zu haben, dessen sich der Hohe- 
Priester bei seinem gewöhnlichen Erscheinen im Tempel bediente, 
wenn er in den "vestes aureae" zu fungiren gehalten war. lrVir 
halten deswegen im Folgenden die fortlaufende Nummer bei und 
beginnen zunächst mit der Beschreibung des "pallium". 
Das 
Obergewand 
9 sp ßllium, 
5.  
tunica 
superhumeralis" 
Das reichere Obergewand, das über den Leibrock und Gürtel 
als auszeichnendes hohepriesterliehes Ornatstück der Pontifex 
Maximus im A. T. nach der Vorschrift des Moses 2) anzulegen 
verpflichtet war, führt im hebräischen Ürtext den Namen nmeil". 
Die Septuaginta nennt es "Ttodlfgry". In der Vulgata wird dieses 
Gewandstück „tunica" oder auch „tunica superhumeralis" ge- 
nannt; bei Hieronymus führt es den Namen „tunica talaris". 3) 
Fast sämmtliche Liturgiker nennen dieses Gewand, das Lu- 
ther in seiner deutschen Bibelausgabe unrichtig mit "Scidenrock" 
übersetzt, "pallium" oder „talaris". Aeltere Schriftsteller sind 
darüber uneinig, weswegen dieses Obergewand den Namen "pal- 
lium" führt") 
Einige glauben irrthümlich, das Pallium leite seinen Namen 
her von npelles", Fellen der Thiere oder von der Wolle, aus 
welchen es angefertigt zu werden pllegte. Wahrscheinlicher ist 
die Ansicht des Varro, dass der Name von "palla" herkommt, weil 
es nach aussen hin als Übergewand und allen Blicken zugänglich 
getragen wurde. 1') Als reicheres Obergewand pflegten in der 
vorchristlichen Zeit die Pallien aus edlern und feinen Stoffen an- 
i) Ein Aehnlichcs findet sich auch bei den heutigen priesterlichen und bischöflichen 
Gewändern; wenngleich der Bischof verschiedene Gewandstücke trägt, die 
auch der Priester anzulegen ermächtigt ist, so bestehen dieselben doch, 
bei gleicher Gestalt und Form," aus einem feinern und kostbarern Stoffe 
und sind reicher decorirt als die entsprechenden Gewänder des Priesters. 
2) Exod. cap. XXVIII, 4- und 31, und Levit. cap. VIII, 7. 
3) Flav. Joseph. nennt es in seinen AntiquiL: xnaiva noärjgq. 
4) Am ausführlichsten hat das Pallium beschrieben Salrnasius, auch vgl. 
man über das Pallium das Nähere bei Ferrarius „dc re vestiaria". 
5) Quod palam et. foris esset.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.