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der Opferpriester gestaltet wurden. 1) Es erübrigt daher noch,
zu den ebenbeschriebenen vier Gewändern, die auch hohenprie-
sterlichen Gebrauches waren, noch im Folgenden die vier andern
kostbarern Ornatstücke, nämlich: das "pallium", "ephodum", „pect0-
rale"und "corona" ausführlicher zu besprechen, um auf diese Weise
den ganzen Ornat geschildert zu haben, dessen sich der Hohe-
Priester bei seinem gewöhnlichen Erscheinen im Tempel bediente,
wenn er in den "vestes aureae" zu fungiren gehalten war. lrVir
halten deswegen im Folgenden die fortlaufende Nummer bei und
beginnen zunächst mit der Beschreibung des "pallium".
Das
Obergewand
9 sp ßllium,
5.
tunica
superhumeralis"
Das reichere Obergewand, das über den Leibrock und Gürtel
als auszeichnendes hohepriesterliehes Ornatstück der Pontifex
Maximus im A. T. nach der Vorschrift des Moses 2) anzulegen
verpflichtet war, führt im hebräischen Ürtext den Namen nmeil".
Die Septuaginta nennt es "Ttodlfgry". In der Vulgata wird dieses
Gewandstück „tunica" oder auch „tunica superhumeralis" ge-
nannt; bei Hieronymus führt es den Namen „tunica talaris". 3)
Fast sämmtliche Liturgiker nennen dieses Gewand, das Lu-
ther in seiner deutschen Bibelausgabe unrichtig mit "Scidenrock"
übersetzt, "pallium" oder „talaris". Aeltere Schriftsteller sind
darüber uneinig, weswegen dieses Obergewand den Namen "pal-
lium" führt")
Einige glauben irrthümlich, das Pallium leite seinen Namen
her von npelles", Fellen der Thiere oder von der Wolle, aus
welchen es angefertigt zu werden pllegte. Wahrscheinlicher ist
die Ansicht des Varro, dass der Name von "palla" herkommt, weil
es nach aussen hin als Übergewand und allen Blicken zugänglich
getragen wurde. 1') Als reicheres Obergewand pflegten in der
vorchristlichen Zeit die Pallien aus edlern und feinen Stoffen an-
i) Ein Aehnlichcs findet sich auch bei den heutigen priesterlichen und bischöflichen
Gewändern; wenngleich der Bischof verschiedene Gewandstücke trägt, die
auch der Priester anzulegen ermächtigt ist, so bestehen dieselben doch,
bei gleicher Gestalt und Form," aus einem feinern und kostbarern Stoffe
und sind reicher decorirt als die entsprechenden Gewänder des Priesters.
2) Exod. cap. XXVIII, 4- und 31, und Levit. cap. VIII, 7.
3) Flav. Joseph. nennt es in seinen AntiquiL: xnaiva noärjgq.
4) Am ausführlichsten hat das Pallium beschrieben Salrnasius, auch vgl.
man über das Pallium das Nähere bei Ferrarius „dc re vestiaria".
5) Quod palam et. foris esset.