Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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des h. Hieronymus, dem wir mit Braunius mehr beistimmen, oder 
auf die bezüglichen Andeutungen des Flavius Josephus, so steht 
das unzweifelhaft fest, dass der "pileus" der mosaischen Opferprie- 
ster kegelförmig als Helm anstieg, zum Unterschiede von der 
Tiare des Hohenpriesters, die niedriger und mehr in Form eines 
Turbans gerundet war. Qffenbar hat auch die Kunst des Mittel- 
alters diese pyramidal ansteigende Kopfbedeckung des Opfer- 
priesters immer im Auge behalten, wenn sie in bildlichen Dar- 
stellungen das Volk der Juden, die Pharisäer, Schriftgelehrten 
oder auch Priester äusserlich kennzeichnen wollte. Alle sind 
bekleidet auf gleiche "Weise mit einem nach oben spitz ansteigen- 
den Hut. So trägt auf ältern Bildwerken aus der romanischen 
Kunstepoche und aus der Frühzeit der Gothik die „Synagoge" 
als allegorische Figur, der "Ecelesia" gegenüberstehend, immer 
einen nach oben spitz ansteigenden „Judenhut". Auch mit diesem 
zugespitzten neidaris, pileus" ist in Bildwerken aus derselben 
Epoche der h. Joseph auf der Flucht nach Aegypten bedeckt, 
oder bei der Anbetung der drei Weisen und der Geburt. 1) 
Im Vorhergehenden sind allgemeinere Andeutungen über 
Gestalt, Ausdehnung und die Art und Weise der Anlegung der 
priesterlichen Kopfbedeckung, den alten Satzungen zufolge, auf- 
gestellt worden. Es sei gestattet, im Folgenden noch einige An- 
gaben über die typische Vorbildung dieses priesterlichen „pileus" 
hinzuzufügen, insofern derselbe für die Bildung der Kopfbe- 
deckung der Priester der Kirche maassgcbend gewesen sein 
dürfte. 
Es würde nicht schwer halten, in dem „pileus" des mosaischen 
Opferpriesters den Prototyp auch in formeller Beziehung nach- 
zuweisen für die Kopfbedeckung, wie sie heute als "birretum" 
der Priester der Kirche trägt. Um diese entferntere Verwandt- 
schaft der Kopfbedeckung der mosaischen Priesterschaar na- 
mentlich mit der ehemaligen Gestaltung des „pileus" der Kirche 
klar und deutlich zu machen, erinnern wir hier im Vorbeigehen 
daran, dass im Mittelalter die priesterliche Kopfbedeckung eine 
andere Form und Gestaltung hatte, die nicht an der auffallenden 
Steifheit und Unbeholfenheit litt, womit die letzten Jahrhun- 
derte das heutige Birret unnöthiger Weise belastet haben. W il- 
fügen deswegen hinzu, dass die mittelalterliche Kopfbedeckung des 
Vgl. die Darstellung des hohen Judenhutcs auf Tafel XII der II. Lieferung 
wo der Jlcclesia." gegenüber die "Synngoga" dargestellt ist. '
	        
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