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richtung der Priester das eine Ende der Tiare um die Stirn
befestigt hatte, wand er dann, wie das auch heute noch der
Orientale bei Anlegung des Turban zu thun pflegt, den 1G
Ellen langen Streifen der Byssusbinde um den Oberkopf, S0
dass nach und nach durch die verschiedenen Windungen und
Umschlingungen des Tuches sich die konische .Erhühung der
Kopfbedeckung bildete, die pyramidal aufsteigend, in der Höhe ab-
gerundet und abgeflacht war. Um nun den Ausdruck des h. Hie-
ronymus, den wir wörtlich hier anführen: „et sic fabre opertum
linteolo, ut nulla acu vestigia extrinsecus appareant", zur Gel-
tung kommen zu lassen, müsste man annehmen, dass, nachdem
der lange Bandstreifen vollständig in allen verschiedenen Win-
dungen die Tiare gebildet habe, das äussere Ende dieser Kopf-
binde, "linteolum, awöcöv", so ausgebreitet und umgeschlagen
worden seie, dass durch diese Umschlagung und Ausbreitung die
verschiedenen Windungen des "pileus" gänzlich verdeckt und
verhüllt werden konntenund dass eine Glätte und Fläche derselben
sich bildete in Weise eines abgerundeten .Helmes. Mit die-
ser formellen Beschaffenheit der opferpüesterlichen Kopfbinde
stimmt auch so ziemlich die Angabe und Beschreibung bei
Flavius Josephus zusammen. Flavius Josephus, der Verfasser
der jüdischen Alterthümer, der bekanntlich selbst Priester war,
gibt nämlich folgende Erklärung über die Form und die Anle-
gung der Tiare. „Dieselbe ist von einer solchen Beschaffenheit,
dass sie gleichsam eine leinene Binde zu sein scheint, die vielmals
kreisförmig gewunden und zusammengenäht ist. Von oben her
überdeckt ein anderes Gewebe, das bis zur Stirne niedersteigt,
die ganze Oberfläche der Kopfbinde und verbirgt so "die ver-
schiedenen Unregelmässigkeiten und Windungen. Diese wird als-
dann dem Haupte gehörig anpassend gemacht, damit sie bei der
Opferhandlung nicht herunterfällt." Diesen Andeutungen des
Josephus zufolge würden also nicht die Schnüre (vittae), wovon
Hieronymus spricht, zum Zusarnmenbinden um_ die Stirne an
dem einen Ende der nfascia" sich befunden haben und wäre als-
dann, nachdem die Kopfbinde in ihren verschiedenen Windungen
einem Turban ähnlich um das Haupt geschlungen worden war,
noch ein besonderes deckendes Tuch (alia tela) um die unregel-
massige Kopfbedeckung so applicirt worden, dass dadurch der
„pileus" nach Aussen hin abgerundet. erschien, einem Spitz amstei-
genden Helme nicht unähnlich.
Wie auch immerhin die Anlegung der opfci-priesterlichen
Miter bewerkstelligt worden ist, entweder fussend auf den Angaben