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des Alterthums, bediente man sich auch im Mittelalter reichverzier-
ter Gürtel, deren Grundstoff von weisser oder farbiger Seide war.
Auch selbst die Bedeutung des Gürtels im A. T. ist derjeni-
gen gleich zu setzen, die altere Liturgiker und Symboliker des
Mittelalters, Durandus u. A. dem christlichen Cingulum beilegen.
Im Judenthume war die Ümgürtung mit dem "abanet" ein
Sinnbild der Stärke, wodurch der Tragende zur Üebernahme des
Jehovadienstes gekräftigt und gestählt wurde; darauf ist auch zu
beziehen der Spruch der Schrift, der da sagt: „laudatus sis tu
Domine Deus noster, rex mundi, qui Israelem robore cingis."
Auch war man im Mosaismus der Ansicht, dass die Engel ähn-
lich wie die Priester umgürtet seien. 1)
Dem Amalarius Fortunatus, Rhabanus Maurus, Walafrid Strabo
zufolge bedeutet auch im Christenthume die Umgürtung mit dem Cin-
gulum eine Stärkung und Befestigung der Lenden, wodurch dem
Priester die Kraft verliehen werden sollte, den hohen Pflichten seines
Amtes nachzukommen. Auch deutete, dem Durandus zufolge, die
Umgürtung mit der priesterlichen "zona" an eine Bändigung und
Bezähmung der Lenden, als des Sitzes der bösen Begierlichkeit,
nach dem Spruche: „sint lumbi vestri praecincti". Ferner sollte,
dem ebengedachten Schriftsteller gemäss, der "balteus" des A. B. mit
dem Cingulum des N. B. hinsichtlich seiner" symbolischen Bedeu-
tung auch identisch sein als Zeichen der Gerechtigkeit, womit die
Priester nach den beiden Heilsordnungen gegürtet wurden, nach dem
Spruche: „erit justitia cingulum lumborum ejus". Andere Li-
turgiker haben eine Formverwandtschaft und eine Vorbildung
des alt-testamentarischen Priestergürtels ebenfalls für die Stola
des Priesters, wie sie in den ersten Jahrhunderten noch formell
beschaffen war, erblicken wollen. Wie wir das später augführ-
licher nachweisen werden, bildete nämlich die Stola in den früh-
christlichen Zeiten als auszeichnendes Ehren- und Senatoren-
Gewand ein faltenreiches Obcrkleid, das nach vorne mit parallel hin-
untersteigenden schmalen Stäben verziert warf) Schon in früher
Zeit fiel bereits der Gewandstoff der Stola fort und es führten
noch den Namen „stola, orarium" die beiden ornamentirten Band-
streifen, die als auszeichnende priesterliche und Diakonalbinde,
Stola, bis heute kirchlich beibehalten worden ist. Obschon die
Vgl. hierbei auch noch: Apocalyps. cap. I, 13- Cilp- XV, 6.; ferner
Massechet Joma. cap. VII.
Auf ein solches faltenreiches Gewand hat auch Bezug die bekannte Stelle;
,Slolis axnictus albis" etc. etc.