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äussern Unterschiede, der Gürtel des Hohenpriesters mit dem des
Opferpriesters dieselbe Form und eine ähnliche Ornamentations-
weise zeigte. Bevor wir im Folgenden die Lange und Breite
dieses Gürtels, so wie seine "stoffliche und artistische Beschaffen-
heit in Betracht ziehen, und auf die Analogieen des mosaischen
„balteus" mit dem priesterlichen "cingulum" des-neuen Testamentes
hinweisen, sei es gestattet, einiges allgemeine Bemerkungen, über
den Gebrauch des Gürtels im vorchristlichen Alterthume voraus-
zuschicken. Ohne uns hier des lrVeitern zu ergehen über die Ab-
stammung des hebräischen "abanet", worüber bei Braunius das
Nähere zu ersehen ist,plassen wir es auch hier dahingestellt sein,
ob, dem ebengedachten Schriftsteller zufolge, von dem hebräischen
Worte abanet und dem gleichbedeutenden banat das deutsche
Wort Band abzuleiten sei. Das steht über allem Zweifel erhaben,
dass die Leibbinde nicht nur "bei den Juden, sondern auch bei
den ältesten Culturvölkern in Gebrauch war. Es wurde näm-
lich im Alterthum der Gürtel da-zu gebraucht, um den lang her-
unterfliessenden Leibrock aufzuschürzen und ihm eine solche Länge
zu geben, dass er beixn- Gehen nicht hinderlich und lästig war.
Auch wurde und wird heute noch der Gürtel bei orientalischen
Völkern dazu benutzt, um sich desselben gleichsam als Beutels zu
bedienen und Münze und andere kleinere Gebrauchsgegenstände
darin aufzubewahren. Von den Hebräern, den Phönizicrn und
Chaldäern scheinen die Römer den Gürtel und seinen Gebrauch
übernommen zu haben. Die Leibbinden, deren man sich in der
vorchristlichen Zeit zu bedienen pflegte, waren zuweilen von Thier-
fellen oder von Leder; einen solchen ledernen Gürtel, John; 15kg-
yulfvry" trug nach Matth. III, 4. auch der Vorläufer Johannes,
desgleichen auch de-r Prophet Elias. Dasselbe geht auch aus
einer Stelle bei Varro hervor, wo es heisst: „balteum fuisse
cingulum e corio". Aber auch aus reichern Stoffen pflegte
man namentlich in der römischen Kaiserzeit solche Gürtel und
Leibbinden anzufertigen. S0 spricht Trebellius in seiner „vita
divi Claudii" von einem silbervergoldeten Gürtel, der, wie es
scheint, aus gezogenen Silberfäden gewirkt war. Auch bediente
man sich solcher kostbaren Gürtel aus Goldfäden angefertigt, wie das
beim Homer, Plutarch und andern altern Schriftstellern zu ersehen
ist, Ferner trug man sogar Gürtel von Erz, und das War nament-
lieh bei den Saliern der Fall; endlich fanden auch bei den Profan-
1) Varr. de ling. lat.
Liturgische Gewänder i"
lib.
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