Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

hundert, und man wird finden, dass die Zahl der in diesem 
WVerke beschriebenen wirklichen Thiere mit der, die in Webe- 
reien dargestellt sind, kaum eine Concurrenz eingehen kann. 
Dieser Ansicht stimmt auch der gelehrte Angelo della Noce bei, 
wenn er in seiner Chronik von Monte Cassino sagt:  „Nicht 
nur allein Löwen, Elephanten und Adler kommen in Geweben, 
Bekleidungen und Vorhängen dieser Zeit vor, sondern derselbe 
Anastasius berichtet uns, dass sogar Einhörner, Pferde, Vögel, 
Greife, Eulen, Bäume, Gesträuche und andere ähnliche Bildun- 
gen in tausendfacher Weise in Messgewändern und Behängen 
gestickt und gewebt waren." 
Ferner finden sich in den kostbaren Seide- und Goldwebereien 
jener Periode ausser „der Geschichte vom Löwen und vom Grei- 
fen", wie Anastasius sich auszudrücken pflegt, i) häuiig Darstel- 
lungen des Adlers vor?) Die orientalischen Verfertiger jener Ge- 
webe mögen bei Anfertigung dieser Adlerstoffe weniger an ein 
bestimmtes Symbol gedacht haben, vielmehr scheinen sie bei der 
Vorliebe der Zeit für Thierornamente bestrebt gewesen zu sein, 
ein beliebtes Ornament in neuer origineller AuHassung und Zeich- 
nung wieder zu geben- 
Dass man zu kirchlichen Zwecken Steife mit Adlerfiguren 
(lurchwebt, wenn die Auswahl freigegeben war, andern Stoffen 
mit unverständlichen Thierfratzen verziert, verzog, leuchtet ein; denn 
abgesehen davon, dass man den Adler als Thiersymbol schon da- 
mals in der Kirche zu ornamentalen Zwecken häufig anwandte, 
wurde der Träger eines solchen Adlergewandes in eine gehobene, 
feierliche Stimmung versetzt, wenn er mit diesen grossartigen Or- 
namenten in Gold geschmückt, als pontifex, von zahlreicher K13- 
risei umgeben, an den Altar schritt. Sein Auge konnte leicht 
darin eine fortwährende Anforderung erkennen, dass der Geist 
bei Darbringung der h. Opferhandlung auf den Flügeln der An- 
dacht zum Uebersinnliehen, zum Himmlischen ebenso emporge- 
hoben werden müsse, gleichwie der junge Adler, dessen Bild er 
vor Augen hatte, mit seinen mächtigen Fittichen unaufhaltsam zum 
Lichte strebe. 
 
atque ventri obedicntia, in hoc denotetur pueritia. Sunt etiam volucres in 
ßltum volantes, quo designantur homines coelestxa medltantes, et natura. est ln- 
pidis, quod per so cst immobilis; im nob1s cum superis sit Deus ineffabilis. 
Vergl. die Anm. 1 und 4 Seite 11. 
So heisst es in dem Leben des Papstes Stephanus vom Jahre 885: Vela 
serica (obtulit) duo ex his aquilata. Anast. Bibl. pag. 103 und 126.
	        
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