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schaffen sein mussten, so hebt Maimonides 1) hervor, dass die Tunik
aus neuen und feinen Stoffen angefertigt sein und dass aller Schmutz
und jede Beschädigung, die durch das Alter des Zeuges und längern
Gebrauch desselben sich einstellen mochten, fern gehalten werden
mussten. Die eompctenten Ausleger der betreffenden Stellen des
Buches Exodus und des Leviticus sind darüber im Unklaren, ob
das in Rede stehende Gewand behnfs des leichtern Anlegens oben
am Halse einen bis zur Brust herunter reichenden Einschnitt,
OeHnung, gehabt habe, und ob die Schliessung des Gewandes
oben erfolgt sei durch eine Art "fibula", Agraffe. Andere dage-
gen und unter diesen auch unser Gewährsrnann Braunius sprechen
sich mit einem Aufwande von grosser Gelehrsamkeit mit Bestimmt-
heit dahin aus, dem wir unserer Seits auch beipflichten: die prie-
sterliche "nodyigqg" habe oben um den Hals eine weite Oeffnung
gehabt, so dass beim Anlegen der Kopf bequem durchgelassen
werden konnte. Gleichwie nun die Feminalien, wie wir auf Seite
331 im Vorhergehenden gezeigt haben, am obern Rande eine
Menge kleinerOeffnungen hatten, wodurch behufs des engern An-
ziehens und des Gürtens ein Band gezogen wurde, so zeigte auch,
wie das die Abbildung auf Tafel I. Fig. 2. veranschaulicht, der obere
Halsausschnitt der "eamisia" nach gleichen Zwischenräumen eine
Menge solcher Oeffnungen, wodurch eine dünne Leinensehnur
(ligatura, funiculum) durchgezogen wurde,-vermittels welcher das
Gewand oben am Halse, wie es dem Tragenden beliebte, en-
ger oder weiter zugeschnürt. werden konnte. Im Buche Exodus
heisst es ferner hinsichtlich des Leibrockes: „et feeerunt tunieam bys-
sinam, opere textoristä?) Die Ausleger Josephus, 1') Maimonides
und Andere deuten einstimmig diese Stelle dahin, dass die „tu-
nica talaris" sowohl der Opferpriester als des Hohenpriesters ohne
Naht durchaus aus einem Stücke gewebt gewesen sei. Auch die
Agrme] waren getrennt aus einem Stücke angefertigt, vgl. Mas-
sechet Joma Cap. VII., das darüber angibt: „manicae vestium Sa-
cerdotum texuntur seorsum, vestibusque junguntur, pertingunt
amen, ad volam manus." Es entsteht nun die Frage, ob die für
sich getrennt gewebten Aermel auf eine künstliche WVeise auf dem
Stuhle angewebt, oder 0b dieselben durch Nadelarbeit angenithet
wurden. Viele Schriftausleger und unter diesen auch der h. Hie-
ronymus und Andere, die ihm gefolgt sind, sagen, der lange
ä
Kelc IImnmikd. cap. VIII.
Exod. XXXIX, 25.
Antiq. lih. III, cap. VIII.