Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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den reichern Profan-Gewitndern des Mosaisnlus vorzüglich in der 
Kette (stamcn) Leinen zur Anwendung gekommen ist, mit Aus- 
schluss aller seidenen und halbseidcnen Stoffe. Auch der itgyp- 
tische Opfer-Cult schrieb seinen Priestern das Tragen von durch- 
aus leincilen Gewändern vor, weswegen auch Juvenal die ägyp- 
tische Priestcrschaar der Isis als die „grex linigerus" bczeichnetJ) 
Was nun zunächst den Stoff des vorliegenden priesterlichen 
Gewandes betrifft, so kann durch die Angaben vieler Schriftsteller 
erhärtet werden, dass dasselbe ebenfalls aus Leinenstoffen ange- 
fertigt wurde. Es war aber das „Schesch", wie das Buch Exodus?) 
diesen Leinenstoff bezeichnet, ein äusserst feines Leinen, wie es 
in besonderer Güte und Feinheit aus Aegypten bezogen wurde 
und wie es unter dem Namen „byssust' oft in den Schriften des 
alten Testamentcs von den spättern Bibel-Ucbersetzern richtig be- 
zeichnet wird. Dieser äusserst feine sehneeweisse Byssus, woraus 
die priesterlichen "brachae" angefertigt waren, bestanden nicht 
aus losgesponnenen Fitden, sondern die oben angegebene Be- 
zeichnung des Exodus „schesch moschzar" lässt deutlich erkennen, 
dass diese zarten Byssusfäden stark gedreht waren. Wie der 
Ausdruck "scheseh", „sex" bezeichnet, wurden nämlich die einzel- 
nen Faden gesponnen aus sechs zartern Faden. Wir würden ein 
solches Leinengewebe, aus sechsfach gedrehten Bysstisfaden ge- 
bildet, heute als ein sechsdrähtiges bezeichnen. Auch der Grieche 
benannte solche schwere Zeuge, gebildet aus sechsfach gezwirnten 
Fäden, nääditira", Woher auch das italienische „sciamito" und das 
deutsche "Sammct", englisch "Samitc" wahrscheinlich herzuleiten 
sein dürfte. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, dass 
diese Untergcwänder der Opferpriester, angefertigt aus dem fein- 
sten ägyptischen Byssus, von blendend wcisser Farbe gewesen 
seien, da schon der Ausdruck Hbyssus" den Begriff der „color 
albus" in sich trägt. 
WVic tiberhaupt die alt-testamentztrischen Priestergewänder 
nicht aus Zusammensetzungen bestanden, die durch Nadel- 
arbcit erzielt wurden, sondern alle aus einem Stücke gewebt 
waren, 3) so lässt sich mit Grund annehmen, dass auch die 
vorliegenden "brachae" ebenfalls aus einem Stücke angefer- 
Juvcnal. lib. II, Satyr. G. 
Exod. cap. XXXIX, v. 28. 
Das geht auch deutlich hervor aus einur Stelle bei Maimonides K91 
Ilammikdasch, wo er von den verschiedenen Gewändern spricht und zuletzt d? 
mit schliesst, indem er angibt: Et vestes illxte Sacerdotii ornnes non ü d; 
opere acus, sed opere textoris ut dicitur Dopus tcxtoris"_ un 
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