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Weil nun in der vormaligen Stiftshütte, so wie in dem spit-
tern prachtvollen Tempel zu Jerusalem derselbe Gott sich ellen-
barte, der auch zu den Vätern vernehmlich gesprochen hatte, so
pflegten die Bekenner des alten Bundes, angekommen an den
Vorhof der Heiden, ihre Schuhe auszuziehen. Aus demselben
Grunde, weil noch in höherer Beziehung der Ort ein heiliger
war, lagen sowohl die Opferpriester als auch der Ilohepriester
den vorgeschriebenen gottesdienstlichen Verrichtungen im 'l'empel
immer unbeschuhet ob. Die gesetzlichen Wlrlztsehrlngen, bevor
sie ihren Dienst antraten, dienten zunächst dazu, sowohl die
blossen Füsse als auch die Hände für die erhabenen Verrichtun-
gen ihres Amtes rein zu erhalten. i) Wir werden im Folgenden
die oben angeführten vier Gewandstücke iin Einzelnen ausführ-
licher beschreiben, und dürften sich sowohl in dem Namen, der
Gestalt und dem zu diesen Gewändern gebrauchten Material viele
Analogieen zuifiinden lassen, die bei der alhnäligexl Entwickelung
und Gestaltung der liturgischen Gewänder des neuen Bundes
maassgebend gewesen sind.
Das
Unterkleid,
„f eminalia,
braehae"
(miehnasim)
Tafel
Fig-
Das Gesetz Moses schreibt erst an letzter Stelle die Anle-
gung des in der Uebersehrift gedachten Gewandes vor. Da wir
aber, dem vorhergesagten zufolge, bei Beschreibung der alt-
tcstarncntzirischen Opfergeiväntler- jene Reihefolge beibehalten
wollen, wie dieselben der Opferpriester anzulegen pflegte, so
wollen wir hier mit einer ausführlichen Besprechung dieses
Untergewandes beginnen. Das Buch Exodus gibt hinsieht-
lich der Feminalien folgende Vorschrift, worin Zweck und
Grösse derselben näher bezeichnet wird. "Et facies illis femi-
nalia linea. ad tcgendam carnem nuditatis; a lunibis usque ad
genua pertingent." 2) Zunächst entsteht nun die Frage, aus wel-
chem Stoffe bestand diese priesterliche läeinbelcleidung und
welche Form und Gestalt dieselbe gehabt habe. Im Allgemeinen
sei hier einleitend bemerkt, dass sowohl bei den (sinfzmchern als
l) Hinsichtlich der nackten Eüsse bei Verrichtungen des 'l'empeldienstcs er-
wähnen ältere Schriftsteller, dass namentlich zur kalten Jahreszeit, an-
stossend an den 'I'en1pel, sich ein geschlossener Raum befand, vmrin immer
behufs der Erwärmung der blossen Füsse ein Feuer unterhalten wurde.
z) Exod. w. xxvnr, v. 42.