Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

und Schützer des Trägers, und Trabanten seiner Macht und sei- 
nes Ansehens versinnbildlichen zu wollen. 
Ein anderes, um diese Zeit in reichster Abwechselung wie- 
derkehrendes Ornament ist die bildliche Darstellung vom Greifß) 
Den Mittheilungen des gelehrten Herausgebers der „Recherches 
sur les etofies de soie, d'or et d'argentt', zufolge, kommt als 
Ornament in kostbaren Stoffen der mysteriöse Vogel Greif schon 
in frühester Zeit vor, und erhält sich bis in die Spätzeit des 
Mittelalters. S0 ist z. B. noch in einem Inventarium der Schätze 
von Carl V. von einem Messgewand die Rede, auf dessen Stäbe 
(orfroi) in Gold gestickt waren: „ymages et griffas"; eine an- 
dere Capelle war an gewissen Stellen mit Bildern von Greifen 
und Löwen besäet; eine dritte, die alte Capelle mit dem Grei- 
fen benannt, war von einem „samet vermeil" Stoff mit densel- 
ben Thiergestalten bestickt. 2) Ueber den möglichen symbolischen 
Charakter, der dem Greifen beigelegt wird, vergl. die Erklärun- 
gen des M. Berger de Xivrey. 3) Wir beschränken uns hier, 
nur noch darauf hinzuweisen, dass den Forschungen der MM- 
Cahier et Martinlt) zufolge, der sagenhafte Greif schon in den 
Traditionen der Perser existirt unter dem Namen simorg oder 
simorgonka. Dargestellt wird er gewöhnlich mit geflügeltem Vor- 
derleib und mit dem Kopf und den Krallen des Adlers. Auf 
einem interessanten Messgewande im Domschatz zu Aachen, 
wahrscheinlich dem XII. Jahrhunderte angehörend, findet man 
ähnliche Darstellungen von geflügelten Greifen in romani- 
schen Ornamenten, auf dunkelblauem Satin, in Gold gestickt. 
Wer sich eine Vorstellung von dem Phantasiereichthum und 
der mannichfaltigen Abwechselung machen will, die in diesen 
sogenannten historischen Webereien zu Tage tritt, der durch- 
blättere das „Liber bestiariusf", das interessante Werk des Philipp 
von Thanf) eines englischen Schriftstellers aus dem XII. Jahr- 
Item fecit vestem super altare tyriam, habentem gryphas rnajores etc. Anast. 
Leo III. 795. Und weiter: Obtulis vestes cum gryphis. Ibid. idem Gregor 
IV. A. C. 827.  
Invent. de Charles V. N0. 1078,79. 
Traditions teratologiques etc. Paris 18-36. 8. p. 484-430. 
MM. Cahier et Martin, melanges däircheologie, tome II. pages 226, 227. 
Vergleiche ebenfalls hierüber die Bibliotheque orientale dT-Ierbelot, tome III. 
Pages 318, 319. 
Neu herausgegeben von Wright, London 1841: eine Art Naturbeachreibung 
im mittelalterlichen Style mit allegorischen Nutzanwendungen. Die Vorrede 
und Eiutheilung zu diesen „Bestiaxien" klingt originell: „Libcr iste bestia- 
Yills dicimr, llllia. inprhuis de bestiis loquitur, secundaris de avibus, ad ulti- 
mum autem de lapidibus. Simt antem animalia, quae natura a, Christo proua
	        
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