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Cultus in zwei Hauptabtheilungen, nämlich: in Gewänder, die
die Opferpriester anzulegen pflegten, und in Gewänder, Womit
der Hohepriestcr in der Regel bekleidet war. Diese letztgenann-
ten „vestes summi pontificis" zerfallen Wieder in die goldenen
und in die weissen Gewänder. Der „vestes aureae" bediente sich
der Hohepriester zu jeder Zeit, wenn er überhaupt im Tempel
gottesdienstliche Verrichtungen vorzunehmen hatte. Die „vestes
albae" jedoch legte derselbe nur einmal des Jahres an und
zwar am Tage des Versöhnungsfestes, das immer auf den
10. des Monats Tisri fiel. Der hohepriesterliehe Ornat, der
(leswegen die "goldenen Gewänder" genannt zu werden pflegte,
weil er mit vielen goldenen Ornamenten reich ausgestattet war,
bestand in seiner Gesammtheit aus acht verschiedenen Kleidungs-
stücken, die wir im Folgenden hinsichtlich ihrer Form und Ma-
terie näher beschreiben wollen.
Gleiehwie heute die bischöflichen Gewänder sieh vornehmlich
nur ihrer Zahl und ihrer deeorativen Ausstattung nach von den
priesterlichen unterscheiden, und der Pontifex mehrere Gewänder
übereinander anlegt, deren auch der einfache Priester sich zu be-
dienen das Recht hat; so machte auch im alten Testamente der
Hohepriester nicht nur von jenen Gewändern Gebrauch, die
der gewöhnliche Opferpriester trug, sondern cr legte zu solchen,
die der „turba saeerdotum" zustehend waren, noch einzelne reich
verzierte hinzu, die ihn in seiner WVürtle als Hohepriester Vor
den untergeordneten Priestern auszeiehneten. Vorläufig wei-
sen wir darauf hin, dass die niedern Priester des alten
Bundes bei dem Opferdienste vier verschiedene Gewandstüeke
durch das Gesetz anzulegen gehalten waren. Der Ilohepriester
jedoch bekleidete sich zuerst mit den Gewändern, wie sie der
grossen Zahl der Priester zuständig waren, und fügte dann diesen
Üntergewändern noch vier reichere Oberkleider hinzu, so dass sein
vollständiger Ornat aus acht verschiedenen Gewandstüekcn be-
stand. Wir beabsichtigen, im Folgenden, der Reihe nach, wie
sie angelegt wurden, jedes einzelne Bekleidungsstück und zwar
zuerst die des einfachen Opferpriesters einer nähern Besprechung
zu unterwerfen, und alsdann zur Beschreibung des Ornates des
Hohenpriesters, wie derselbe ihm durch das Gesetz Moses vor-
geschrieben war, überzugehen. Indem wir so unter gewissen-
hafter Benutzung der gelehrten Angaben vieler Vorgängßlä die
vom Herrn selbst angeordneten Gewänder des Mosaisehen Jehova-
dienstes einer eingehenden Erörterung, unter Zugabe der nüthigen
Zeichnungen, unterziehen, glauben wir nicht nur den exegeti-