Darstellungen von Menschen und Thieren, 1) bandförmig sich über-
einander fortsetzend, das Hauptmotiv (Taf. II, III u. IV); zuweilen
sind auch solche historische Darstellungen von Kreisen umgeben.
In den in Griechenland und Byzanz um diese Zeit angefertigten
Stoffen kommen häufig als Qrnamente regehnassig zurückkehrende
kleinere Kreise nach gleichen Zwischenräumen vor, in denen sich
meistens in Gold brochirte griechische Kreuzchen befinden. Auch
an der berühmten Dalmatiea B. Caroli Magni, auf deren Beschrei-
bung wir später zurückkommen werden, sind auf blauem Grunde eine
Menge, von kleinern Ringen umgebene, Kreuze gestickt. Wir stimmen
nicht der Ansicht jener bei, die immer und überall bei allen vorkom-
menden Bildungen der Alten, mögen sie nun der animalischen oder
vegetabilischen Schöpfung angehören, einen symbolischen Hinterhalt
wittern. Viele dieser originellen harmlosen Thierfratzen, wie sie
den Sculpturen an unsern altern Kirchenbauten einen eigenthümli-
ehen Reiz von Lebensfülle und Frische gewähren, sind wohl oft
Kinder der schuldlosen Laune der Meister, immer aber sprechende
Zeugen von der Elasticitat ihrer Phantasie und der bewunderungs-
würdigen Gewandtheit ihres eompositorischen Talents. Anhalts-
puncte und Leitfaden allerdings für den Kleinkünstler des Abend-
landes im Fache der Sculptur, der Miniaturmalerei, der Elfenbein-
schnitzkunst, der Stickerei und Weberei boten seit dem frühesten
lllittelalter bis zu den ersten Decennien des XIII. Jahrhunderts
meist byzantinische und arabische Vorbilder, wie sie der Ideen-
reichthum einer orientalischen Phantasie hinzuschaifen verstand.
Die geistige Verwandtschaft der Productionen der abendländischen
Ornamentalisten mit denen der kunstgeübtern, phantasievollern Mei-
ster des Morgenlandes wird zur vollen Evidenz erhoben, wenn
man die Dessins der noch erhaltenen indischen, persischen, arabi-
schen und griechischen Webereien, der Email-, Miniatur- und El-
fenbein-Arbeiten mit den einschlagenden Leistungen des Oeciden-
tes zur selbigen Zeit vergleicht. Da nun der Orientale meist sei-
nen Kunstiieiss für den Handel entwickelte, der schon frühe durch
Griechen, Venetianer und auch durch Kreuzfahrer mit dem Occi-
dente vermittelt wurde, und er bei der Wahl seiner Darstellungen
nicht darauf Rücksicht nahm, 0b das christliche Abendland seine
L
Vela tria Alexandria habeutia homines et caballos (so. Iecit); und
weiter: Item velum modicum de olovero, habens in medio hominem cum
caballo (ital. caballo: Pferd). Anast. Biblioth. N0. 103. Greg. IV. A.
C. 827. fecitque vestem cum rotis hominum leonumque effigie-
bus. Ibidem Anast. Biblioth. vita Rom. Pontif. etc.