risiren den Zeitabschnitt vom VI. bis XII. Jahrhundert? Da bei
Beantwortung dieser Frage sich Anhaltspuncte für die Chronolo-
gie von noch vorhandenen Stoffen ergeben, so mag hier die Lö-
sung derselben ausführlicher versucht werden.
Gleichwie die Sculptur und Malerei um diese Zeit oft phan-
tastisch in ihren Bildungen zu Werke zu gehen scheinen, indem
sie an Capitälen, Wulsten und Simsen, so wie an Miniaturen und
Initialen nicht selten die abenteuerlichsten Thiergestalten, mit kräf-
tig geschwungenen Pflanzen-Ornamenten umgeben, zuweilen wohl
nicht ohne tiefern symbolischen Grund sich entwickeln lassen, so
hat auch dieselbe Vorliebe für das Aussergewöhnliche, Sagenhafte
und. Wundervolle den Geweben der damaligen Zeit die Zeichnung
dictirt. Die ganze animalische Schöpfung, wie sie sich im Was-
ser, in der Luft und auf dem Lande bewegt, ist hier auf eine höchst
merkwürdige, oft bizarre Weise 1) ziemlich vollständig repräsentirt
und zwar sind diese Thier-Unholde selten von freien Pflanzen-
ornamenten umgeben, sondern in der Regel" von geometrischen Fi-
guren, z. B. Kreisen, Vier-, Seehs- und Achtecken eingefasst (Taf. I).
Zunächst bilden sich aneinander sehliessende Kreise, Medaillons
zu diesen in der manchfaltigsten Abwechselung immer wiederkeh-
renden Thiergestalten. Die Räume zwischen diesen Kreisen wer-
den in der Regel durch kleinere Ornamentationen ausgefüllt (Taf. I).
Nach diesen radförmigen Einfassungen werden bei ältern Schrift-
stellern die Gewänder und Stoffe nicht selten benannt. 1) So ist
z. B. nach der Analogie dieser Zeichnungen oft von den vestibus
circumrotatis et scutelatis (rad- und schildförmigen) die Rede.
Zuweilen fehlen bei den ältern Stoffen diese geometrischen, immer
sich wiederholenden Umrandungen, und es spielen darin figürliche
On peignait aussi des animaux fabuletlx, tels quc des griffons et des li-
cornes, des associations bizarres dhnimaux et (Porucments, imitees dans les
temps ancicns (Tapres lcs etoEes de Plnde, et nommes plus tard des ara-
hesques. (Emeric-David, histoire de 1a peinture au moyen-äge. Paris 1842, p. 76).
Et fecit (Leo III) super altare vestes duas, ex qüibus unam cum rotis
majoribus, habentem gryphes. Ibid. pag. 211, col. 52, C.
Item dedit (Humbaud, Bischof von Autun, gestorben bei einem Schiff-
bruche, von Jerusalem zurückkehrcnd) lineam cortinam (Decke von Leinen)
altem-um parietem ecclesiae (Kathedr. Antissiod.) festivis diebus decorantem
regum et imperatomm imaginibus depictam, supra. quam posuit tria prßtißsis-
sima pallia mille solidorum precii constantia, quorum unum viridis coloris leo-
nibus, multi color-Tbus circum rotatis fulget, secundum imaginibns regum
similiter circum rufntis regali modo equitantium pollet; tertium quoque leu-
nibus auricoloribus circnmrntatiß aspicientibus aridet. (Histor. EPiSCOPOHIIII.)
Antissiod. cap. 53 De Humbaudo.