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und Geschicklichkeit ihre Pfarrkirchen mit kunstreichen Teppich-
wirkereien beschenkt haben. i)
Dass die Stickkunst für höhere kirchliche Zwecke in neue-
ster Zeit auch in weitcrn Kreisen eine Lieblingsbeschäftigung
edeler Frauen und Jungfrauen wieder anfängt zu werden, ist
zum grossen Theile auch den Bemühungen eines Mannes zu
danken, der, ein anderer Jfratienlob" des XIX. Jahrhunderts,
durch Wort und Schrift bei jeder Veranlassung darauf hin-
zuweisen nicht unterlässt, zu welchem Ansehen und zu welcher
Würde im Christenthum das Frauengeschleeht erhoben wurde und
wie das hlittelalter, diesen Vorrang edeler Frauen anerken-
nend, den kunstgesehickten weiblichen Händen vorzugsweise den
Schmuck der Altäre und die kunstgerechte Ausstattung der prie-
sterlichen Gewänder übertragen habe. In Folge einer solchen
anregenden Ansprache an die Frauen und Jungfrauen der Stadt
Regensburg von Seiten Professors Kreuser, bei Gelegenheit der
zweiten General-Versammlung der christlichen Kunstvereine da-
selbst, hat sich unter dem Protectorate Ihrer Durchlaucht der
Fürstin Thurn und 'l'axis und unter Leitung der Fürstin Vrede,
Durchlaucht, ein Verein gebildet, der auf dem Gebiete der christ-
lichen Stiekkunst trotz seines kurzen Bestehens schon Anerkennendes
geleistet hat, und dem hoffentlich in den grössern Städten des
kunstsinnigen Baierns sich andere ähnliche Vereine anschliessen
werden. Auch der prachtvolle Liborius-Teppieh, der von Frauen
und Jungfrauen der Stadt und Diöeese Paderborn in grösster
Formenfülle für die Stufen des Hochaltars im dortigen Dome
jüngst angefertigt werden ist, verdankt einer ähnlichen Aufforde-
rung und Ansprache des eben gedachten bekannten Gelehrten
seine Entstehung?)
Nicht nur allein für die zahlreichen kirchlichen Stiek-Vereine,
die in den letzten zwei Jahren allenthalben in Deutschland ent-
standen und heute noch vielfach in Bildung begriffen sind, son-
dern auch für jene vielen kunstfertigen Hände, die vereinzelt in
Städten und Dörfern für die würdevolle Ausstattung der kirchlichen
Ornate heute wieder einen edeln Wettstreit begonnen haben, ist im
verflossenen Jahre von dem thätigen Vorstände des christlichen
Aehnliche grössere Teppichwirkereien, nach mittelalterlichen läiusfern aus-
geführt, entstanden in jüngster Zeit zur Zierde der Altäre in den Pfarr-
kirchen zu Hüls, Dülkeu, St. Hubert etc. etc.
Vgl. hierüber unsere Beschreibung und Abbildung in Nr. 8, 9, 13, 14 ÜPS
aOTgBDS für christliche Kunst", Jahrgang 1856, unter der Ueberschrift:
,Der Liborius-Teppich zu Paderb0m'.