Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

erkennen, das aus vier- oder achtfach zusammengefügten Fäden 
bestanden haben soll; indessen mochte unser Bibliothekar zu wenig 
Mann vom Fach sein, um bei einem Gewebe die Zahl der Fäden 
der Kette und des Einschlages bestimmen zu können. Es wird 
daher leichter die Annahme Raum gewinnen, dass durch die letz- 
ten Termen eine grössere oder mindcre Dichtigkeit und Solidität 
einer besondern Gattung von Geweben bezeichnet wurde. Zu dem 
Worte quadrapola indessen bemerkt Du Cange in seinem Glossaire 
med. et inf. Latin. tom. V. pag. 533, col. 1, dass mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit dadurch jene Seidenstoffe eine nähere Bezeichnung 
fänden, die als Dessins Medaillons von Quadraten und Octogonen 
zeigten; dieser letzten Ansicht treten auch die beiden Jesuiten, die 
gelehrten Herausgeber der „Vitraux de Bourges" 1), bei. 
Bei Angabe der Farbentöne, wie sie bei Seidenstoffen der an- 
geregten Periode mehrfach vorkommen, tritt uns zuerst die im 
ganzen Mittelalter so oft vorkommende Purpurfarbe entgegen. 
Der kurze Raum, der, gleichsam als Einleitung zur Geschichte der 
kirchlichen Ornate, dem Materiale zugewiesen ist, woraus das frü- 
heste Mittelalter seine meist prachtvollen Cultgewänder anfertigte, 
gestattet es hier nicht, in eine weitere Discussion einzugehen, 
0b durch den Terminus: „Purpur" besondere Arten von kostba- 
ren Geweben, oder bloss eine besondere Farbe derselben bezeichnet 
werden soll. Die Purpurfarbe aus der fälurm, dem Kermes oder 
der murex gewonnen, hatte im Mittelalter mehrere Nüancirun- 
gen; am allerwenigsten aber verstand man unter Purpurfarbe je- 
nes brillante Hochrosa-Roth,  in welcher Farbe heute die cappa 
magna der Cardinäle sich auszeichnet,  sondern man bezeichnete 
mit dem Worte "Purpur" eine ganze Scala von Farbtönen vom 
Violet bis zum Roth. 
Da diese schon im Mittelalter theuere Farbe, früher noch 
nicht durch andere F arbsubstanzen verfälscht, nur an den kost- 
barsten Geweben von Seide mit Gold durchwirkt angewandt 
wurde, so erklärt es sich, dass nur die höchsten geistlichen und 
weltlichen Dignitaten sich in Purpurgeivänder kleideten?) Es gab 
verschiedene Arten von Purpurstoffen; auch wurde er an verschie- 
denen Orten angefertigt. Der beste, der Purpur imperialisß) der 
L 
Mälanges wfarchäologie, par MM. Ch. Cahier et A. Martin. Paris. 1351, 
511-, P1188 250 note 1. 
Müraß, Rerum Iml. Scriptor. tom. II. pag. 487, col. 2 A. und ibidem pag. 
489, col. 2 C. 
Hujus temporis (A. 855) Michael (imper. graec.)   misit ad Beatum 
Petrum     similiter vestem de purpura imperiali munda. super altare majus
	        
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