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Marienkirche zu Danzig, in dem mittelalterlichen Museum des
kunsthistorischen Vereins zu Dresden (im Hofgarten) und in der
Schatzkammer des St. Veits-Domes zu Prag. Den jüngsten Be-
richten des Canonicus Prisac zufolge 1) sollen auch in der Sa-
eristei des Domes von Krakau mehrere Messgewänder mit solchen
plastischen Reliefstickereien sich heute noch vorfinden.
Es erübrigte nun noch am Schlüsse dieser geschichtlichen
Uebersieht über den Entwiekelungsgang der Stickerei, den sie, als
bevorzugte Pflegetochter der Kirche, im Mittelalter genommen hat,
hierorts eine eingehende Besprechung der verschiedenartigen tech-
nischen Hülfsmittel eintreten zu lassen, wie sie in grosser Ver-
schiedenheit und Abwechselung das ganze Mittelalter hindurch
bei Anfertigung von kirchlichen Ornaten angewandt wurden.
Desgleichen wäre eine ausführliche Beschreibung hier an der
Stelle, in welcher Weise man in den verschiedenen Zeitläuften
des Mittelalters Teppichwirkereien und Stickereien in Tuch und
Leinwand für die Stufen des Altares, so wie für die Knie- und
Sitzkissen, für Banküberzüge und Pultbekleidungen künstlerisch
anzufertigen pflegte. Da wir den Raum, der zu dieser Abhand-
lung uns zugewiesen war, schon bedeutend überschritten haben,
so müssen wir es uns hier versagen, über die so verschiedenartig
gestaltete Weisszeugstickerei des Mittelalters das Nähere beizu-
bringen und wollen wir in einer spätern Lieferung, in welcher vom
Altarleinen eingehender gehandelt werden soll, das hier Unter-
bliebene nachzuholen suchen. Ueber die Teppichstickerei in
Wolle, als Bekleidung für die Altarstufen, mögen hier nur einige
Andeutungen genügen und verweisen wir diejenigen, die für den
letztgenannten Altarsehmuek ein näheres Interesse haben, auf
einige ausführlichere Mittheilungen, die wir über das Capitel der
Teppichstickerei in WVolle in dem „Organ für christliche Kunst",
Jahrg. VI, Nr. 14, Seite 157 und die Folge, veröffentlicht haben.
Hier sei nur noch in Kürze Folgendes hinzugefügt: Die „tapetia-,
stragnla altaris" waren entweder durch Wirkereien auf dem
lrVebstuhle erzielt, oder sie waren aus freier Hand meistens
in vielfarbiger Vvolle gestickt. Waren dieselben durch Nadel-
arbeiten hervorgebracht, so Wurden sie entweder auf Stramin in
Kreuzstich ausgeführt, was zwar seltener geschah, oder aber in
unregelmässigem Plattstich gestickt. Auch sind eine Menge von
Teppiehstickereien aus dem SClllLlSSG des XV. und dem Beginne
des XVI. Jahrhunderts uns bekannt geworden, die aus mehrern
Vgl.
156
des
Domblattes
Kölner
VOIYI
Jahre
1858.
Liturgische Gewänder.