nun, von Welcher Art und Beschaffenheit in Bezug auf Material,
Farbe, Weberei und Zeichnung die reichen Stoffe gewesen
sind, die bereits in dieser frühen Zeit zu gottesdienstlichen Zwek-
ken verwandt wurden, so gibt auch hier der bereits mehrer-
wähnte römische Presbyter Anastasius (T 886) 1) ausführlichen Be-
seheid. Er unterlasst es nämlich nicht, bei der Lebensbeschreibung
der einzelnen Päpste von Petrus bis auf Nicolaus 1., namentlich
aber bei den Päpsten seines Zeitalters, auf die grossartigen Schen-
kungen hinzuweisen, welche die römischen Pontifices an kostbaren
Ornaten und Gewandstofen den Kirchen Roms und des übrigen
Italiens gemacht haben. Dass die theuern Stoffe dieser Periode
meistens aus Griechenland, aus Byzanz kamen, geht schon aus der
meist griechischen Benennung der Stoffe hervor; indessen ist es
eine noch ungelöste Streitfrage, die stofiliche Beschaffenheit des Ma-
terials und die Art und Weise der Textur aus den von Anastasius
und den übrigen Schriftstellern seiner Zeit so vielfach gebrauchten
Benennungen zu entwickeln. S0 benannte er viele Gewebe mit
dem Ausdrucke „chrys0elavum, auroclavum"; andere mit dem Worte
"fundatum". Wahrscheinlich bezeichnen diese Termen kostbare
SeidenstoHe, die mit Goldfäden durchwebt sind. Ein anderes, nicht
weniger kostbares Gewebe ähnlicher Art, das um diese Zeit sowohl
bei den Altargewändernß) als auch bei den Kleidern der Fürsten
und Grossen in Anwendung kommt, nannte man "blatthin oder
blattatia) Leute vom Fach lassen es unentschieden, ob vielleicht
unter der Bezeichnung ßblatthin" Sammetzeug oder cramoisinrother
Satin zu verstehen sei. Ein anderes Gewebe nennt Anastasius „mi-
zillus, imizinum, mizinum". Dem Glossarium von Du Cange zufolge
soll dieses ein sehr leichter Seidenstoff gewesen sein von derselben
Art, wie ihn noch heute die Italiäner unter dem Namen: Perme-
sino 4) anfertigen. Eine Menge andere Stoffe iiguriren bei dem
oft genannten Biographen unter der Bezeichnung: quadruplumß)
quadrapola, octapulumß) Einige glauben darin ein Gewebe zu
1) Vergl. hierzu seine Lebensbeschreibung in der Encyelopädie von Wetzer 8m,
Freiburg 1847, I. B.
2) N0. 98, Leo III. A. C. 795 (Ibid. pag. 196, col. 1,
3) Sub huius episcopatu venerunt de Grzecia Pallia olobera, blauen cum
tabulis aureo teetis de chlamyde vel de Stola, imperiali, sufütoxium super con-
fessionem beati Petri Apostoli. Anast. Biblioth. N0. 53. S. Hormisdas A,
C. 514.
4) Du Gange, Glossarium med. et inf. Latin. tom. III. pag. 767, col. 2 e; 3.
5) , fecit vela syrica. numero quinquaginta. septem, omnia. ex palliis qua-
drapolis seu stauracin." Id. N0. 97 L. Iladr. A. C. 772. (Ibidem pag. 187,
col. 2,
6) Velum de octapulo unum. Id. N0. 103 Greg. IV A. C. S27.