Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

I. 
ZU LITURGISCHEN ZWECKEN 
IS ZUM XII. JAHRHUNDERT. 
WVEBEREIEN ZI 
VOM VI. BIS 
Die meisten vor dem X. Jahrhundert erbauten christlichen 
Kirchen in Form der Basilika Waren in einfacher, schlichter Archi- 
tektur gehalten 1) und liessen im Aeussern nicht die Pracht und 
den Reiehthum errathen, der sich im Innern entwickelte. Mit 
Recht konnte auf sie der Spruch des Psalmes angewandt werden: 
„Alle Zierde (derselben) ist von innen." Man pflegte nämlich 
seit den frühesten Zeiten, besonders an Festtagen, die Täielungen, 
die Bogen, ja sogar die WVände der Tempel nicht selten mit den 
kostbarsten Behängen von Seide und GoldstoHen zu schmückenß) 
Von ähnlicher Beschaffenheit, mit Perlen reich bestickt, mochten 
auch die Steife gewesen sein, womit nach Anleitung des h. Eli- 
gius, des Goldschmiedes, der Frankenkönig Dagobert die Mauern 
und Säulen der von ihm erbauten Kirche Saint-Denis vollständig 
bekleiden liess 3). Von gleicher Kostbarkeit waren wahrscheinlich 
auch jene vier Stücke Seidenzeuge, die der Kaiser Justinian der 
Peters-Kirche zum Geschenk machteß) desgleichen jene reiche Al- 
tarbekleidung (Wlorhänge für den freistehenden Altartisch und das 
Cyborium nach vier Seiten  palla altaris seu vestimenta, vestes, 
vela,  unsere heutigen Antipendien), womit der Papst Zaeha- 
rias im Jahre 742 dieselbe Basilika ausstattete. 5) Von gleicher 
Vorzüglichkeit war auch der kostbare Gewandstoff, bei Anasta- 
sius sehr oft unter dem Namen storax, pallium, storacinum o) 
vorkomniend, wovon auch Papst Paul in einem Schreiben vom 
Jahre 757 an den König Pipin ein Stück bei Gelegenheit einer 
Sendung von Geschenken beizulegen verspricht. 7) Fragt man sich 
1) So S. Agnese fuori le mura, S. Maria in Trastevere, S. Clemente, SS. Ne- 
reo et Achilleo in Rom; dann S. Apollinare, S. Giovanni in Ravenna 8:0. 
9) Dieser Gebrauch hat sich bis heute noch in vielen italiänischen Kirchen er- 
halten, so dass man zumal an Festtagen bei der Menge der rothen Behange in Sei- 
den-Darnast, fast nichts mehr von der Architektur der Kirchen erkennen kann. 
3)    per totam ecclesiam auro textas vestes margaritarum varietatibus multipli- 
citer exornatas, in parietibus et colnmnis atque areubus suspendi devotissime 
iussit. Gesta. Dagob. I. cap. 20. (Rec. des Histoir. des Gaules, tom. II, 
( vag. 585.) 
 Anastasius, Biblioth. de Vitis Roman. Pontif. N0. 57. Joann. II. A. C. 531. 
(Rerum Ital. Script. tom. III, pag. 128, col. 1 B.) 
5) 1a. No. 92 s. Zachar.  pag. 164, COl. 1 A.) 
o) Vergl- eine Menge anderer Citate über diesen Stoff in dem Glossarium von 
D11 Gange; bei dem Worte stauracium, Storacis, stauratinus unter Storax; 
tom. VI, pag. 381, eo], 2_ 
7)    10081111111 ßPfmit, in quo interius plumaceum ex holoserieo superpositum, 
quod stauracis dicitur, invenit. Anastas. Bibl. de Vitis Rom. 8m,
	        
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