Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Pfarrkirche von St. Alban auf einem rothsammetnen Altarvor- 
hange eine ältere reich gesticktc Randverzierung, die theils durch 
die Kunst des WVebers, theils durch die Kunstfertigkeit der Sticke- 
rin einen auszeichnenden Schmuck erhalten hat vermittels Dar- 
stellung von Brustbildern der zwölf Sendboten, die in ihrer 
Mitte den Heiland, in seiner Herrlichkeit wiederkommend, um- 
geben. Diese Apostelbilder befinden sich zu zwei und zwei ge- 
ordnet unter zierlichen Baldachinen, die bereits in ihren Formen die 
Spätzeit der Gothik zu erkennen geben. Auf den Widerlagspfeilern 
derselben erblickt man zierliche Statuettchen von musicirenden 
Engeln. Dieser obere frei herunterhängende Besatz des Ante- 
pendiums aus der Kirche St. Alban verdient deswegen auch bei 
Feststellung von geschichtlichen Notizen über die Vlappeuxitirker 
und Bildsticker des alten Köln's ein näheres Interesse, weil auf 
der rechten Seite am äussern Rande die Stickerin, was seltener 
vorzukommen pflegt, die Jahreszahl 1500 beigefügt hat, eine 
Zeit, in welcher die Arbeit zweifelsohne angefertigt worden ist. 
Noch eines besonders reich in Figuren gewirkten Messgewandes 
geschehe hier Erwähnung, das sich heute in Gestalt des Kreuzes 
über die Schultern schräg ansteigend,  eine Form, die bereits 
Thomas a Kempis symbolisch deutete,   im Besitze der grätlichen 
Familie von Salis-Solgio erhalten hat. Dieses Messgewand ist un- 
längst in Köln von kundiger Hand in der altern faltenreichen 
Form des Mittelalters, was den Grundstoff betrifft, würdig und 
stylgerecht wieder hergestellt worden. Auch dieses Meisterwerk 
der altkölnischen Wappenwirkerei zeigt in den Goldstäben die 
einzelnen kunstreich gewebten und gestickten Scenerieen aus dem 
Leben und Leiden des Heilandes und zwar sind diese figuren- 
reichen Darstellungen sämmtlich von quadratischen Medaillons ein- 
gefasst, vermittels welcher jede einzelne Scene statt durch Baldachine 
von der nächstfolgenden stylgerecht abgetrennt wird. Auch in den 
Sacristcien der Pfarrkirchen von St. Martin, St. Cunibert und St. 
Andreas zu Köln haben sich noch mehrere Bruchstücke von Bild- 
stiekereien, meistens dem Schlusse der letzten Hälfte des XV. Jahr- 
hunderts angehörend, erhalten, die als Belege dienen können, 
welche manuelle Fertigkeit die Zunft der Wappemvirker und 
Ornatstickerinnen im „d.eutschcn Rom" beim Ausgange des Mit- 
telalters sich erworben hatten. Unstreitig aber besitzt von allen 
um einen vollständigen Ornat. in älterer Form 
mit zu grossen Kosten verbunden wäre. 
Thomas ä Kempis de imitatione lib. IV., cap, 
daraus zu 
V., v. 3. 
bilden, 
W39 
nicht
	        
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