Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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jene ältere gabelförmig über die Schultern ansteigende Kreuzes- 
form, wie in dieser Weise die altern Messgewänder bis zur Hälfte 
des XV. Jahrhundertsin Goldstäben ausgestattet waren. Sämmt- 
liche Heiligenbilder, worunter wir besonders die immer wieder- 
kehrenden külnischen Heiligen St. Laurentius, St. Ursula, St. 
Gereon etc. hervorheben, sind auf rothem Grunde in einem gold- 
gewirkten Laubornamente angebracht. Zu dieser reichen Casel, de- 
ren Grundstoff heute nicht mehr primitiv ist und höchstens aus dem 
XVI, Jahrhundert herrührt, gehörten ehemals auch zwei Dalma- 
tiken, deren reich scenerirte Goldstäbe man unbegreißicherweise 
vorlängst abgelöst und unfürmlich einer Stola angepasst hat. 
In sehr delicater Technik sieht man auf dieser Stola eine Menge 
kleinerer weiblicher Heiligenfiguren gestickt und gewebt, unter 
welchen sich besonders folgende Heiligen durch ihre Symbole 
kenntlich machen: St. Quirinus, St. Barbara, St. Hubertus, St. 
Cacilia, St. Andreas etc. Auch diese Capelle, so wie die fol- 
gende scheint, der in Gold eingewirkten Inschrift zufolge, ein 
(ieschenk eines reichen Patriciers zu sein, der im XV. Jahrhun- 
dert längere Zeit das Amt eines Bürgermeisters in Köln mit 
Auszeichnung bekleidete. Die Inschrift unter seinem WVappen- 
schilde, rothe und weisse Balken in horizontaler Lage und an 
der obern Ecke ein kleines blaues Feld mit silbernem Stern, 
nennt ihn „h. (Herr) ioha penynek."  Darunter erblickt man das 
Geschlechtswappen seiner Frau und die goldgewirkte Bezeichnung 
"vrouwe agnes". Eine andere vollständige Capelle aus sehr bescha- 
digtem Sammet mit geschnittenen Dessins befindet sich heute noch 
in der Sacristei der St. J acobskirche zu Köln und darf diese Capelle 
mit ihren ausgezeichnet gut erhaltenen goldgewirkten Stäben zu den 
hervorragendsten gezahlt werden, die sich von der Zunft derYVap- 
pen- und Ornatsticker aus der Mitte des XV. Jahrhunderts in den 
Sacristeien Köln's noch erhalten haben. Da der sehr beschädigte 
dunkelblaue Sammet, woraus der ganze Messornat angefertigt ist, 
schon andeutet, dass diese Capelle zu Zeiten des alten Stiftes von 
St. Georg vorzugsweise an den kirchlichen Trauertagen, des Ad- 
vents und der Fastenzeit, in Gebrauch war, so hat, mit der hlarbe 
 
Einer Reihenfolge der regierenden Bürgermeister der freien Reiehsstadt Köln 
zufolge, die Merlo übersichtlich zusammen gestellt hat, verwaltete unser 
Johann Peninck, der in den uns zur Ansicht gewordenen goldgewirktexi 
Inschriften immer den abgekürzten Titel "her" führt, die feststehende 
Ehrenbezeiehnung für den regierenden Bürgermeister, von dem Jahre 1440 
bis 1458 seehsmal das höchste bürgerliche Amt seiner Vaterstadt als re- 
gierender Bürgermeister.
	        
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