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ausmündendes Vvappensehild, bekanntlich die Frühform der Wap-
penschilder, auf welchem sich auf silbernem Grunde mit violetter
Seide gebunden drei mit der Spitze nach unten gewandte Blätt-
chen befinden, die uns die Form der beliebten Gartenpfianze, des
"asarum europft, erkennen lassen. Auf dem untern Blättchen
sitzt in grünem Gefieder ein kleiner Geier, oder ein Falke,
kenntlich an dem rothen Halsbande. Ueber dem Engel als
Schildträger erhebt sich ein Baldachinehen in einem überhöheten
Spitzbogen. Sowohl die einzelnen Krabben an diesem Spitzbo-
gen, als auch die rothen und grünen Fenster sind in Plattstich
gestickt; gleicherweise alle äussenn Umrisse, so wie die Flügel
des Engels und sogar einzelne Theile der Architektur. Auch
Gesicht und Hände des schildtragenden Engels sind äusserst
delicat in Plattstieh gestickt; desgleichen auch die Muster und
die Faltenwürfe in der goldenen Albe des Engels. Ehemals
war das Stirnband der Engelsfigur, so wie auch der breite
Nimbus und der untere weisse Saum des Gewandes erhaben
aufiiegend, mit kleinen orientalischen Perlen besetzt, die heute
jedoch fehlen. Unsere Sammlung besitzt, sämmtlieh aus dem
XV. Jahrhundert herrührend, unter andern ähnlichen Bildwir-
kereien, die durch die Stickerei gehoben sind, auch einzelne
Stäbe mit Heiligeniiguren, auf welchen eingewirkt sind nicht nur
verschiedene Jahreszahlen, sondern auch die Namen der Geschenk-
geber. Auch findet sich daselbst ein merkwürdig gewebter Goldstab
vor, auf welchem die vielfach gestickten Heiligenfiguren, nicht ver-
tieal unter Baldaehinchen stehend, angebracht sind, sondern wo sie,
von Laubguirlanden umgeben, wie unter Lauben thronen. Leider
hat der Domsehatz zu Köln, der bei den politischen Umwälzungen
zu Anfang dieses Jahrhunderts das meiste seiner ehemaligen Kunst-
sehätze eingebüsst hat, auch seine altern Ornate verloren, die von
der Höhe der Kunstentwickelung der Bildsticker des alten Küln's
gewiss beredtes Zeugniss hätten ablegen können. Nur noch unbe-
deutendeStickereien an hlessornaten aus der vorliegenden Epoche
haben sich in den kunstreich geschnitzten Gewandsehränken des köl-
ner Domes erhalten, wie wir dies in vorliegender Abhandlung später
andeuten werden. Desto mehr Ueberreste linden sich hingegen von
Bildwirkereien der angeregten Epoche in den übrigen Kirchen Kölns.
So besitzt namentlich die heutige Hospitalkirche zur heil. Cäcilia
ein rothes Messgewand, mit prachtvoll gewirkten Kreuzstaben
auf beiden Seiten, auf welchen in der vollendetsten Technik meh-
rere Heiligenfiguren eingcwirkt und durch einzelne Stickereien
gehoben sind. Dieses merkwürdige Caselkreuz zeigte ehemals