Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

kostbare Stoffe dieser Art zu kleiden, beweist eine Stelle in einem 
Schreiben des h. Hieronymus an die Eustachia, über die Pflich- 
ten einer christlichen Jungfrau, worin es heisst: „Leget daher ab 
die goldgewebten Gewänder und trachtet danach, zu gefallen 
durch Einfachheit in der Kleidung. "t 
Erst mit dem VI. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung 
Werden Maulbeerpflanzungen und Seidenwürmer in Europa einge- 
führt, und je mehr nun die Manufaetur von Seidenstoffen in Grie- 
chenland und den Inseln sich ausbreitet, desto mehr muss die we- 
niger ansehnliche Textur von Wollgespinnsten mit Goldfaden durch- 
zogen den zarten und glänzenden Seidengeweben weichen. 1) Jener 
Zeitraum nun, in dem es, bei Entwickelung einer europäischen 
Seidenmanufactur, auch Brauch in der Kirche wurde, aus kostbarem 
Seidenzeuge die gottesdienstlichen Gewänder und Ornamente an- 
zufertigen, lässt sich in drei Hauptperioden einthcilen. 
I. Die erste Periode umfasst die Zeit vom VI. Jahrhundert, 
wo die Anwendung von Seidenzeugen allgemeiner wird, bis zum 
XII. Jahrhundert, ein Zeitraum, in Welchem die Griechen sowie 
die Araber in Sicilien und in dem maurischen Spanien fast aus- 
SChliesslich das Monopol auf Anfertigung von Seidenzeugen im 
Occident behaupteten. 
II. Der zweite Abschnitt beginnt mit dem XII. Jahrhundert, 
wo, mit Vertreibung der Araber durch die Normannen, in Sicilien 
zuerst durch Christen die Scidenfabrication in Aufnahme kommt 
und sich darauf von Palermo und Amalfi aus nach Ober-Italien, 
nach Lueca und später nach Florenz, Genua, Mailand und Ve- 
nedig fortsetzt. 
III. Die dritte Periode endlich beginnt mit dem XV. Jahr- 
hundert, in welchem italianische Seidenwirker in Menge nach 
Frankreich und die Schweiz auswandern, und zu Lyon, Tours, 
S? wie zu Brügge, Gent und Mecheln die Seiden-Manufactur zu 
ßlllem solchen Flor heben, dass von jetzt ab der Occident dem Oriente 
nicht mehr für den Bedarf seiner schweren Seiden- und Gold- 
StOiTe tributär war. 
 
1) Vergl. hierüber: Mämoires de l'Institut Royal de France, 
Scriptions et Belles-Lettres, tome XV., 1. partie, pages 1- 
trinum Antiquorum, London, TailoräWalton, 18-13, in 8", 
160  249. 
Acadämie des In- 
-47; auch Tox- 
book I, ch. Ü, p.
	        
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