Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Nur von guten Stoffen durfte gewirkt, nur gutes Gold und 
gutes Silber angewandt werden; wer dagegen handelte, verlor die 
Bruderschaft beim Amte. 
Auch durfte nicht alte Arbeit für neue aufgesetzt und ver- 
kauft werden. 
Es war strenge untersagt, dem Andern seine Gehülfen weg- 
zulocken. 
An Sonn- und Feiertagen durfte bei Strafe von 2 Pfund 
Wachs nicht gearbeitet werden, insbesondere musste St. Georgs- 
Tag, des Patrone, von allen Meistern gefeiert werden. 
Es dürfte wohl die Frage hier gerechtfertigt erscheinen: ob 
sich vielleicht bis zur Stunde noch in den Sacristeien Köln's ein- 
zelne Reste von altern Ornatstickereien vorfinden, die an die 
Glanz- und Blüthezeit der Bild- und Wappensticker des alten „hilli- 
gen Külnfs" erinnern? WVir geben darauf zur Antwort, dass sich 
heute, nach den maasslosen Zerstörungen und Verschleppungen 
zu Anfang unseres aufgeklärten Jahrhunderts, doch noch viele 
interessante Ueberreste bis jetzt erhalten haben, die erkennen 
lassen, welche umfangreiche künstlerische Thätigkeit das ehren- 
werthe Amt der Bild- und Wappensticker Köln's zur reichen Aus- 
stattung der verschiedenen kirchlichen Ornate im XV. Jahr- 
hundert entwickelt haben muss. Auch unsere Privatsamnllung 
hat noch eine grössere Zahl von figuralen und ornameutalen 
Wirkereien und Stickereien der eben gedachten altkölnischen 
Zunft aufzuweisen. Aus der frühesten Epoche der külner 
Bildstickerei, als sie noch nicht zünftig geordnet war, nennen 
wir hier in erster Reihe eine äusserst merkwürdige Manipel, 
mit kleinen, zierlich in Plattstich gearbeiteten Figuren und or- 
namentalen Goldstickereien. Dieses kunstreieh ausgeführte Or- 
natstück rührt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der ehemaligen 
Benedictiner-Abtei Brauweiler her und dürfte von einer ausge- 
zeichneten „faetrix stolarum" zu Köln gegen Schluss der ro- 
manisehen Kunstepoche angefertigt worden sein. 1) Auch die 
ehemalige Stiftskirche von St. Severin bewahrt heute noch zwei 
Levitenröcke, deren kunstreieh in Gold und Plattstich gestickte 
Stäbe an jene Zeit erinnern, wo gegen Schluss des XIV. Jahr- 
hunderts die Paramentstickerinnen ihr Kunstgewerk zu einer 
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Bei einer Versteigerung in jüngster Zeit hat das Directorium der könig- 
lichen Museen zu Berlin käußieh für die dortige Sammlung diese kostbare 
und seltene Stickerei erworben und sie so vor ihrem Verschwinden in aus- 
ländischen Privatbesitz gerettet.
	        
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