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der wohnend, ihren friedlichen Beschäftigungen oblaigen, so wohn-
ten auch die Kunst- und Bildsticker in jenem Strassentheile, der
sich heute in Köln erstreckt von den Vier Winden bis zu der
Sehildergarssc und der auch noch bis zum Anfange dieses Jahr-
hunderts den Namen führte: "Unter iVappenstiekeimß) Der
Name des ältesten Kunst- und Wvappenstiekers von Köln findet
sich aufgezeichnet in dem „scrinium Airsbach latae plateae" unter
dem Jahre 1340 und zwar ist daselbst genanntzz) "magistci- Jo-
hannes de Santen (de Xanctis) wappensticker und seine Frau
Luthc (Lutgartlis)." Ob die einzelnen Kunststickerinnen, die in
(lcn Sehreinsbüehern des XIV. und XV. Jahrhunderts häufiger
angeführt werden, der eben gemeldeten Zunft der Wappen- und
Bildstickei- ebenfalls angehürten, ist uns nicht bekannt; jedoch
glauben wir, dies annehmen zu können. So tritt uns in dem
ascrinium Niederich: a Saneto Lupe" beim Jahre 1350 der
Name einer Paramcntenstickerin "Gudzt" entgegen, die bezeichnet
wird als: "mitrifex", wahrscheinlich einer Kunststiekerin, die
sich vorzugsweise mit Anfertigung von bischöflichen Mitren zu
beschäftigen pflegte. Den fleissigen Nachforschungen des eben
gedachten kölnischcn Geschichtsforschers verdanken wir die Kennt-
niss einer langen Reihe von Ornatstickerinnen des XIV. und XV.
Jahrhunderts, die wir hier einzuführen nicht unterlassen zu dürfen
glauben. S0 blühte 1343 zu Köln eine Kunststickerin, die Sto-
len anfertigte, in dem betreffenden Schreinsbuche benannt "Bela.
de Tuyeio (Deutz) faetrix stolarum". Ferner findet sich ver-
zeichnet unter dem Jahre 1346 als Anfertigerin von Messgewän-
dern: „Guytginis, iactrix castilarum". Weiter im Jahre 1356:
„I)rude de Wupperuurde, operatrix easularum". Dann 1377:
„Bela van der Wesen, factrix casularum". Endlich unter dem
Jahre 1384 und 1385 begegnet man auch in dem „scrinium C0-
lumbac latae plateae" ebenfalls einer Stiekerin, die von Wipper-
fürth stammte, genannt „Stina de Wippervurde", welche sich mit
kunstreichcr Stickerei von Stolen beschäftigte. Schliesslieh wird
noch 1417 auch einer Künstlerin Erwähnung gethan, die sich da-
mit befasste, in Perlen kunstreiche Ornatstickereien auszuführen;
Bekanntlich führen heute noch einzelne Strassentheile Köhfs solche Zunft-
nnmcn, z. B. „Unter Goldschmied", "Unter Ilutmäeher", "Schildergassc",
Quartier, wo die Schilderer, d. h. die lWInlcr wohnten und ihr Zunfthaus
(GafTelhaus) sich befand.
Vgl. das verdienstvolle Qucllenwerk: „Dic Meister der altkölnischen lNInler-
schnle, Urkundliche Mittheilungen von Job. Jac. Mcrlo. Mit einer li-
thogr. Abbildung und fünf Original-Holzschnitten von Anton von Worms.
Köln, 18:32. Commissions-Verlag von J. M. Heberle."