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Die Wandmalereien des Capitelsaales zu Brauweiler, die
figürlichen Darstellungen in der ehemaligen Stiftskirche zu Schwarz-
Rheindorf, nicht weniger die bekannten Wandmalereien in der
Nebencapelle von St. Gereon zu Köln sind als einleitende Vorbedin-
gungen sprechende Beweise, dass gegen das XII. und mehr noch
gegen Beginn des XIII. Jahrhunderts die monumentale Wandmalerei
in dem alten Köln von tretflichen Meistern, bereits in der roma-
nischen Kunstepoche, mit grossem Erfolge zur Ausschinückung
des Innern der Kirche geübt wurde. Wann die Tafelmalerei
am Rheine es zu einer gewissen Selbstständigkeit gebracht habe,
lasst sich heute, da die entsprechenden Monumente verloren
gegangen sind, nicht mit Bestimmtheit nachweisen. Jedenfalls
scheint aber nach den auf Goldgrund in einfachen schwarzen
Conturen gemalten Heiligenbildern zu urtheilen, die auf dem
merkwürdigen Antependium, der einzigen "palla d'oro" Küln,s-
sich in der Rathhaus-Capelle befinden, 1) die Tafelmalerei bereits
gegen Schluss des XIII. Jahrhunderts eine umfangreichere An-
wendung in den Mauern Kölnis gefunden zu haben. Wie wir
nun früher gezeigt haben, setzt das Vorkommen der Bild-
stickerei, die Ausübung und eine gewisse Entwickelung vor-
aus, die die WVand- und Tafelmalerei bereits durchgemacht
haben musste, ehe der verwandte Kunstzweig zur Entfaltung und
Anwendung kommen konnte. Gleichwie nun, den schätzbaren
Mittheilungen Merlo's zufolge, bereits in den alten Sehreinsbüehern
Kölnis aus der letzten Hälfte des XIII. Jahrhunderts mehrere
Namen von bedeutendem Malern aufgeführt werden, die um diese
Zeit schon in Köln sesshaft und begütert waren; so begegnet
man, dem eben gedachten Schriftsteller zufolge, auch etwas später
und zwar in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts in densel-
ben Schreinsbüehern den Namen der ältesten Kunst- und Wap-
pensticker. Diese sehr geaehtete Zunft der Bild- und Wap-
penstieker scheint bereits mit dem Aufkommen der Zünfte in
der Metropole des Rheines sich gebildet zu haben, und findet
es sich, dass diese Innung seit ihrer Entstehung bei der stre-
bensverwandten Schwesterverbrüderung, der Malerzunft, adscri-
birt war. Wie die übrigen Zünfte in der Rheinstadt einen
besondern Strassentheil einnahmen, wo die Meister, neben einan-
1) Zu bedauern ist es, dass dieses interessante Kunstwerk an unpassender Stehe
sich in der heutigen Rathhaus-CaPene befinden während Jefzt dm Lang
seite des Altartisches in der St. Ursulakirche an Festtagen dleses vofzfig-
liehen Schmuckes als Antepeudium entbehrt, WQTÜT das Kmmwßrk Pnmmv
angefertigt worden ist.