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chem sich Epheublattei- verzweigen, hingezeichnet und sihmntliches
Blätterwcrk mit dünnen Goldfätlen eng neben einander liegend
überzogen und dieselben nach kleinen Zwischenräumen mit kurzen
Stichen auf die unterliegende Leinwand befestigt. Die Umrisse
des Blattes sind ebenfalls mit einem dünnen Goldkördelchen ab-
gefasst. Sämmtliche Blattstiele und Verastelungen bestanden
ehemals aus Schnüren von kleinen orientalischen Perlen, die
heute sämmtlich verloren gegangen sind. Nachdenl die Kunst-
stickerin diese Gold- und Perlstickerei vom Rahmen losgetrennt
hatte, hat sie die unterlegte Leinwand der gestickten goldenen
Blättchen mit einem Kleister überstrichen, und diesen Blättchen
im feuchten, biegsamen Zustande eine solche wellenfürmige Be-
wegung und Schwung gegeben, die der Natur nachgeahmt sind.
Alsdann ist diese reiche Guirlande auf einem kostbaren Grund-
stoffe so aufgenäht und befestigt, dass die ausgebogenen Blätt-
chen bloss mit einigen Spitzen auf der Unterlage angeheftet erschei-
nen. Durch die bezeichnete Verkehrung hat man es zu erzielen
gewusst, dass diese so gesticktem Laubgeivinde sehwnnghaft und
erhaben aufliegen, als Relief, wie wenn die Blättchen nur eben
lose angelegt wären. Um die Dalmatik des .Diakons vor der
Tunicelle des Subdiakons auszuzeichnen, hat die Künstlerin auf
der Rückseite des Gewandes des Diakons, so zu sagen als
plastische Stickerei, in Relief aufliegend, angebracht: die Ver-
kündigung, und zwar sind der verkündende Engel, so wie
auch die allerseligste Jungfrau als Halbfiguren, wenn wir
nicht irren, aus Blumenkelchen hervorragend, vortrefflich und
kunstvoll gestickt in der Technik, wie sie oben angedeutet
wurde. Auch befinden sich in der Sacristei zu Xanten noch
einige kirchliche Ornate mit prachtvollen Stickereien, die
sich als "broderies diArras" zu erkennen geben und in Scene-
rieen die Hauptmomcnte aus dem Leben und Leiden des Hei-
landes vorstellen. Dieselben können zu (lem Vortrefflichsteu ge-
rechnet Werden, was die kirchliche Stickkunst im Bereiche des
Plattstiches hervorgebracht hat. 1) Ebenfalls besitzt die hin-
sichtlich ihrer vielen Flügel-Altäre mit sculptirten und illumi-
nirten Darstellungen aus der Blüthezeit der altdetitsehcn Bild-
Professor Andr. Müller in Düsseldorf hat von einem Kreuzstabe eines Messge-
wnndcs aus Xanten, auf einem reich gesticktcn Grunde "ä orbattu," ein lieb-
liches Madonnenbild, von Engeln schwebend getragen, gewissenhaft als Vorlage
benutzt, um nach dieser vortrefflichen Nmlelmalerei eine getreue Copie in
Stahl auf Wunsch des Vereins-Vorstandes zur Verbreitung religiöser Bilder
in Düsseldorf stechen zu lassen. Vgl. Lief. XIII, 1854, Nr. 105.
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