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Bildstickern Prachtwerlte der Nadclmalerei für dänische Kirchen
im Mittelalter häufig angefertigt zu werden pflegten. Vornehmlich
aber sollen, neuern Berichten zufolge, 1) die Sacristeien des Do-
mes von Üpsala in Schweden, der alten Begrabnissstiittc skan-
dinavischer Könige, noch reiche Schätze von mittelalterlichen kirch-
lichen Stickereien bergen, befindlich auf lilessgeivändern (schwe-
disch "Mess-Kake"), Pluvialen ("Chor-Kap"), die theilweisc,
kostbar in Gold gestickt, ein noch höheres Alter beanspruchen,
theilweise aber aus der vorliegenden Glanzepoche kirchlicher
Stickereien, dem XV. Jahrhundert, herrühren. Hinsichtlich kunst-
reicher Nadelmalereien wird in eben gedachtem "vestiarium" eine
Chorkappe mit blauem Umstoffe von Kennern bewundert, die, mit
Laubwerk und symbolischen Thiergestalten reich gestickt, nach
Angabe unseres Gewährsmannes aus dem Schlusse des Mittel-
alters herrühren soll. Ein anderes Messgewand, noch aus dem
Beginn des XVI. Jahrhunderts herstamlnend, Wahrscheinlich eine
reiche {igurale Goldstickerei aus Arras, zeigt mehrere Scenen aus
dem Leben der Mutter Gottes, in Gruppen übereinander geordnet.
Sogar das "purgatorium", was seltener in der Stickerei (largestellt
ist, findet sich auf diesem Gewand in vollendeter Nadchnalerei
vertreten, und die Himmelskünigin, wie sie die Seelen aus dem Rei-
nigungsorte fürbittend zu errctten sucht. Ünten im Kreuzstabc er-
blickt man den Geschenkgeber und seine Frau. Dass man noch
gegen Mitte des XVII. Jahrhunderts, als das Ilochstift Upsala schon
lange zum Protestantismus übergetreten war, dic alten katholischen
Messgewänder bei liturgischen Functionen beibehielt und auch durch
neue ergänzte, lässt sich schon daraus herleiten, dass, der Angabe
des Berichterstatters zufolge, daselbst in den Gewandschriinken
unter andern modernen Messgewandcrn auch noch eine Casel sich
vorfindet mit der Jahreszahl 1658, auf welcher, wie gewöhnlich, der
Heiland am Kreuze mit der dabei befindlichen Passionsgruppe,
Johannes und Maria, in Plattstich gestickt ist. 1')
Um eine bessere Uebersicht über die heute noch voründliehen
Vgl. „Organ für christliche Kunst", VIII. Jahrgang, Nr. 5, Seite 54.
Unsere Sammlung hat, ebenfalls aus einer schwedischen Kirche stammend,
ein prachtvolles Messgewund in schwerem figurirten Blausummet, reich mit
Gold brochirt, aufzuweisen, das ebenfalls aus dem Schlusse des XV. Jahr-
hunderts herrührt und uns durch einen nordischen Kunsthänmller zum Kaufe
übersandt wurde. Dieses Messgewand, das bis in die letzten Zeiten zu
liturgischen Feierlichkeiten in Schweden in Gebrauch gewesen zu sein
scheint, zeigt novh vollständig den faltcnreirehen malerischen Sqhnigt des
Mittelalters. Auch eine grosse Stola befand sich dabei, jodoch keine
Manipel.
xe Gewänder