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Künsten jene fördernde Aufmunterung und jene fürstliche Unter-
stützung zu Theil wurde, wie das am Hofe der Medicäer zu Flo-
renz unter Cosrnus ebenfalls der lilall war. Was einzelne Kunstzweige
in Italien den bekannten Mäcenaten aus der Familie der Medi-
cäer verdanken, das verdankt die Stickkunst, auf der Höhe ihrer
Entwickelung angelangt, besonders zwei burgundischen Fürsten:
Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen. Die Nadelmalerei,
die bis zu dieser Zeit im grössern Umfange für Ausschmüekung
und Verzierung der kirchlichen Ornate und reichen Pracht-
gewander der Fürsten und Grossen zur Geltung gebracht wor-
den war, wurde seit der Mitte des XV. Jahrhunderts als
Rivalin mit der Malerei auch dazu berufen, an F lügelbilder
angewandt, die Prachtsäle der Fürsten zu zieren und, in kunst-
rcichen Einrahmungen eingefasst, als Aufsatz auf die Mensa
der Altäre gestellt zu werden. So erscheint denn nun die
Stickkunst als selbstständige Nadelmalerei und nicht mehr aus-
schliesslich als Verzierung und Ausschrnückung der Gewänder;
sie wurde seit dieser Zeit sich selbst Zweck und wagte es, in
Form von Klapp- und Flügel-Altaren, wie die Malerei sie schon
seit längerer Zeit zu religiösen Zwecken geschaffen hatte, auf-
zutreten. Als solche bewunderten wir in dem „Museum Bour-
bonicum" zu Neapel die kunstreichen Stickereien dreier Cano-
nes-Tafeln, auf welchen nicht, wie gewöhnlich, der Pinsel des
Malers in zierlichen Initialen und Miniaturen seine Geschick-
lichkeit erprobt hatte, sondern bei welchen die Stickkunst auf-
getreten war, um in Nadelwirkereien kleine Darstellungen in
Plattstieh zu erzielen; auch sämmtliche Buchstaben dieser drei
Altarblätter sind mit der Nadel gestickt. Desgleichen finden
wir auch in einem Verzeichnisse der Schätze KarPs des Küh-
nen von Burgund zwei gestickte Malereien als grössere Flü-
gelbilder zum Zuschlagen aufgeführt, deren bildliche Darstel-
lungen ebenfalls als Meisterwerke der höhern Nadelmalerei
bezeichnet werden konnten. Das grosse Mittelstück, eine vor-
treffliche Plattsticharbeit , stellte dar die Anbetung der drei
Könige, den Lieblingsgegenstantl der Inittclalterlichen Maler
und Bildsticker. Auf den beiden Flügeln hatte der Künstler
zur Anschauung gebracht die Geburt des Heilandes und auf
dem gegenüberstehenden den Tod der allerseligsten Jungfrau.
Auf den äussern Flügeln waren gestickt der König David
und Salomo, sitzend unter einem Baldachine. Ersterer, wie
ihm von vielen Umstehenden die Huldigung dargebracht
wird, der Andere, wie sich ihm die Königin von Saba