CAPITEL
Die
Weberei
V01]
Seiden-
Golalstoffeln
im
Mittelalter
mit
besonderer Berücksichtigung der Gewebe
zu gottesdienstlieheln Zwecken.
Bevor wir in den folgenden Abschnitten die Geschichte
der liturgischen Gewänder des Mittelalters in Rücksicht auf
Form, Ornamentation und rituelle Bedeutung in den Kreis
näherer Forschung ziehen, mag es gestattet sein, in den beiden
folgenden Capiteln eine geschichtliche Uebersicht über das Mate-
rial und seine künstlerische Anfertigung vorauszuschicken, das von
der ältesten Zeit bis zur Renaissance vorschriftslnässig bei kirchli-
chen Ornaten angewandt wurde.
Bei diesen Voruntersuchungen über den materiellen Theil der
liturgischen Gewänder dürfen wir es nicht wagen, in ausführli-
chern Zügen die Geschichte der Anfertigung edeler Stoffe zu ent-
werfen, wozu man bei der Reichhaltigkeit der bezüglichen Quellen
wohl leicht versucht werden könnte; wir beschränken uns daher
im Folgenden darauf, in kurzen Umrissen den geschichtlichen Ent-
Wickelungsgang anzudeuten, den die Manufactur von kostbaren Ge-
wandstoffen, insofern solche für kirchliche Zwecke verwandt wur-
den, genommen hat, und werden namentlich den Zustand der live-
berei vor der christlichen Zeitrechnung bloss vorübergehend be-
rühren. Diejenigen, die sich gründlicher in dieser Branche umse-
hen wollen, verweisen wir auf die weiter unten citirten, noch we-
nig benutzten Quellen. 1)
Schon im hohen Alterthum war die Kunst des Webens eine
gekannte und vielfach geübte. Bei den Chinesen geht die Sage,
i) De textrina et vestibus saeculorum rudium dissertatio vigesima-quinta (Mu-
ratori, antiquitates Italicae medii aevi, tom. IL, col. 399 436); ferner;
Il Filugello, o sia il baco da seta, poemetto deIPAbbate Gian-Franceseo Gior-
getti 8c. In Venezia, appresso Pietro Valvasenze, 1752, 4. Diesem Gedichte
folgt eine sehr interessante Dissertation über den Ursprung der Seide.
Verg]. History of Silk, Cotton, Linnen, W001 8a. New-York, Ilurper 8; Br.
und mehre andere einschlagende Werke.
i" Liturgische Gewänder. 1