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lungen als eine getreue Nachbildung eines ihm vorliegenden gestick-
ten Messgewandes ausgeführt hat, so wird eine solche prachtvolle
Nadelmalerei gewiss nicht an einem Messgewantle vereinzelt vor-
gekommen sein, sondern es haben zweifelsohne damals, als die
altitalienischen Malerschulen zu Florenz, Siena, Pisa so schöne
Blüthen trieben, auch die Bildsticker und klösterlichen Stickerin-
nen, von der Malerei angeführt und geleitet, gewiss Vorzügliches
in Plattstich als Bildwirkereien ausgeführt, was leider im Strome
der Zeiten verloren gegangen und nicht mehr auf uns gekommen
ist. Gewiss haben sich zerstreut in den Sacristeien kleinerer und
grösserer Kirchen Italiens noch einzelne hervorragende Ueber-
reste, herstammend aus jener Kunstepoche, erhalten, in welcher
im Beginne des XV. Jahrhunderts, unter dem milden Scepter der
ersten Medicaer, sämmtliche Künste zu einer nie geahneten Höhe
der Entwickelung sich emporhoben. Aus dieser Zeit der floren-
tinischen Bildstickerei stammt auch die auf Goldgrund in Plattstich
gestickte Figur des h. Laurentius, wie sie im Besitze des Conservators
Ramboux in Köln sich befindet. Auch unsere Sammlung hat einige
Bruchstücke der alt-italienischen Bildstickerei aufzuweisen, und
führen wir darunter an zwei kleinere Figuren, in Plattstich auf
Goldgrund gestickt, Priester des Alten Testaments vorstellend,
deren Composition und Haltung noch an spätere Nachfolger des
Gi0tt0's erinnern. Tafel XIV. zeigt die auch in der Technik
treu wiedergegebene. Darstellung einer Nadelmalerei unserer
Sammlung, die ebenfalls aus Florenz stammt und die, ihrer Or-
namentation nach zu urtheilen, gleichfalls aus dem Beginne des
XV. Jahrhunderts herrühren dürfte. Diese Stickerei diente ehe-
mals als oberer Theil einer Palla, zum Zudecken des Kelches
während der h. Messe. Der untere Theil war, den Rubriken ge-
mäss, mit einem feinen Leinen überzogen. Auf dunkelblauem
Grunde, der in Plattstich gestickt ist, erblickt man, von einem
Medaillon in der bekannten Form des Ostereies umgeben, an
dessen vier Ecken zierliche Laubornamente angebracht sind, die
Darstellung: „Christo al sepolcro", wie ihn in dieser Situa-
tion, aus dem Grabe mit dem Oberkörper hervorragend, die
altitalienische Malerschule in den Zeiten der Gaddi und Memmi
häufig dargestellt hat. Wie überhaupt an allen ältern Bildstickereien,
so ist auch hier die weisslich-gelbliche Stickerei der Incarnations-
theile meistens verschwunden und kommt an vielen Stellen die
Leinwand als Unterlage zum Vorschein. 1)
scheint
Mittelalter
weisse
Seide
durch
eine
Präparation
mit