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kannt unter dem Namen nmajesta", als Vorbild unserer eigenen Un-
sterblichkeit und Verherrlichung den Gläubigen zur Anschauung
vielfach dargestellt wurde. Neben diesem grossen Mittelbilde,
.„der Sohn krönt seine jungfräuliche Mutter", zeigen sich auf
jeder Seite fünf verschiedene Heiligenfiguren in aufrechter Stel-
lung, unter welchen Johannes der Täufer, Johannes der Evange-
list, Petrus und Andreas besonders kenntlich sind. 1) Auch dürf-
ten sich die übrigen Figuren leicht bestimmen lassen und würde
man aus den Namen dieser Heiligen später einen Schluss ziehen
können auf die Diöcese oder Stadt, aus welcher diese vortreffliche
Nadelmalerei hervorgegangen ist. Die sämmtlichen zehn Stand-
figuren einzelner Heiligen, so wie die bezeichnete, in der Mitte
sitzende Gruppe thronen unter zierlichen Baldachinen, architekto-
nisch angelegt. Auf beiden Seiten ist dieser kostbare Vorhang,
der die Bestimmung hatte, die ganze vordere Seite der Altar-
mensa an Hauptfesttagen zu bekleiden, nach oben und unten mit
einem ornamentalen Bandstreifen, horizontal laufend, abgetrennt.
In dem untern Bande sieht man in schwungvoller Stickerei ein
Rankenwerk mit schön stylisirten Traubenblättern. In dem obern
Rande zeigen sich, von gestickten Laubgewinden umgeben, in
runden Medaillons zwölf Halbfiguren, verschiedene Heiligen vor-
stellend. Sämintliche figurale Stickereien sind, wie immer, auf
fester Leinwand im feinsten Plattstich vielfarbig ausgeführt und
verräth die Composition wie die Ausführung den geübten und
sichern Pinsel eines grossen Malers, dessen seelenvolle Composi-
tion mit grosser Zartheit und WVeichheit des Gefühles von einer
kunstgeübten Nadel so ausgeführt worden ist, dass man zweifelnd
fragt, was man mehr bewundern soll, entweder den schwung-
vollen, zarten Entwurf des Malers, oder die unübertreffliche Aus-
führung der Stickerin, die ihr frommes Werk in einem Kloster
angefertigt zu haben scheint. Wenn man auch hinsichtlich des
in Rede stehenden Meisterwerkes so ziemlich im Klaren ist, dass
dasselbe gegen Ende des XIV. Jahrhunderts seine Entstehung
gefunden haben dürfte, so ist die Frage weniger leicht zu beant-
worten, wo dieses Meisterwerk der Stickkunst seine Anfertigung
gefunden habe. Der Architektur mit gewundenen Schlangensäul-
chen und anderm eigenthümlichem Beiwerke nach zu urtheilen,
Wir beabsichtigen, in einer folgenden Lieferung, wo über die Form und die
geschichtliche Entwickelung der Altar-Antependien das Ausführlichere mitge-
theilt werden wird, eine grössere Abbildung dieses unvergleichlich schönen V01"-
hangs unserm Werke einzuverleiben, und werden wir dann auch das Detaillir-
tere über diese Stickerei an besagter Stelle nachzuholen nicht verßällmen.