Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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et tribus albis, in cujus casula est crux de pretexta aurea cum 
ymagine beate virginis. Tercij vero ornati est casula flauea, 
cum crucifixo de aurea pretexta ante et retro cum Ewangelistis 
et duabus dialmaticis eiusdem eoloris. Quarti vero ornati casula 
est alba, cum cruce de aurea pretexta solempni cum duabus 
dialmaticis eiusdem materie cum tribus albis et tribus humeralibus 
cum margaritis ornatis." Von andern Kirchen, die heute noch 
mehrere bemerkenswerthe Üeberreste eines Kunstziveiges des XIV. 
Jahrhunderts besitzen, dessen Grossartigkeit in Anwendung auf 
kirchliche Ornate wir heute meistens in altern Schatzverzeichnissen 
ausführlicher beschrieben finden, führen wir hier vorübergehend noch 
an die betreffenden Stickereien aus dem Schatze des Münsters zu 
Aachen und zu Xanten. Auch haben sich in den Sacristeien 
der ehemals katholischen Kirchen zu Halberstadt, Danzig, Stralsund, 
desgleichen in der vormaligen Domkirche zu Brandenburg eine 
Menge von prachtvollen Stickereien erhalten als Verzierungen an 
Messgewänder einer vergangenen blühenden Kunstepoche, die im An- 
gesichte der tändelnden, unschönen und flitterhaften Stickereien un- 
serer heutigen Damenwelt beredtes Zeugniss ablegen, auf welcher 
Höhe der technischen und ästhetischen Ausbildung und Ent- 
wickelung die Stickkunst im Dienste des Altares sich befand, 
als sie sich noch rühmen konnte, das Ihrige zur Ausstattung der 
Gewänder Jener beizutragen, die mit dem geheimnissvollen Opfer 
des Altars in nächster Verbindung stehen. Auch unsere eigene 
umfangreiche Sammlung von mittelalterlichen _Webereien und 
Stickereien hat eine ziemliche Anzahl von_' liturgischen Nadel- 
malereien aufzuweisen, die zu dem Schönsten und Edelsten 
gerechnet werden können, was die Stickkunst im XIV. Jahrhun- 
dert für den kirchlichen Gebrauch hervorgebracht hat. So be- 
findet sich unter andern Stickereien in derselben eine sehr in- 
teressante Nadelmalerei im feinsten Plattstich, als bildliche Aus- 
stattung einer gestickten Stola (vgl. Tafel XII), wie sie in 
dieser Grösse an bischöflichen Mitren des XIV. Jahrhunderts 
gefunden wird. Auf einem grünen Scidenstoffe hat nämlich die 
Kunst des Bildstickers in höchster Vollendung der Technik 
zwei allegorische Figuren angebracht, vorstellend das Alte und 
das Neue Testament, die „Synagoga" und die "Ecclesia", in einer 
Weise, wie sie das Mittelalter symbolisch vielfach darzustellen 
pflegte. Da, wo die Stole unten am breitesten ist, erblickt man 
gleichsam als Grundlage und Basis für die Kirche: das J uden- 
thum, Wie gewöhnlich dargestellt durch eine männliche Figur, 
wie sie ein Spruchband, das Gesetz Mosis andeutend, in beiden
	        
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