Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Einquartierung preisgegeben waren, nicht Weniger die herrlichen 
Miniaturmalereien in Pergament-Cßdißeä der Stadtbibliüthek da- 
selbst haben uns die volle Üeberzeugung verschafft, dass auch 
die religiöse Stickkunst in Darstellung von in Seide gemalten 
figürlichen Heiligenbildern zugleich mit der Malerei ihre Triumphe 
am päpstlichen Hofe gefeiert haben müSSe-  Auch im übrigen 
Frankreich haben wir aus dem XIV. Jahrhundert, das uns zur 
Besprechung vorliegt, keine bemerkenswerthen Stickereien auf 
ausgedehnten Reisen mehr vorgefunden. Die Revolution, die, 
von Frankreich ausgehend, auch in den Nachbarländern ihre 
bittern Früchte getragen hat, hat auf französischem Boden nur 
noch sehr wenige Ueberbleibsel jener kunstvollen Gefässe und Ge- 
wänder verschont, die sich nur irgendwie zu Geld machen 
liessen. S0 sind gewiss im Strudel der eben gedachten Um- 
wälzungen auch spurlos verschwunden, um von vielen andern 
zu schweigen, jene reich gesticktem königlichen und bischöf- 
lichen Gewänder, wie sie in langer Reihe im Inventar Karlis 
V. von Frankreich verzeichnet stehen. Unter Anderm wird 
in demselben angeführt eine prachtvolle Mitra auf einem weissen 
Grunde, die auf den schmalen Goldstäben mit Bildern von 
gleichem Materiale kunstreich bestickt waren; dieselbe soll ehe- 
mals Papst Urban gehört haben. 1) Auch steht darin ver- 
zeichnet eine ganze Capelle von einem orientalischen Stoffe, mit 
Bildwerken bestickt, verschiedene Scenerieen vorstellend. 2) Ferner 
ein reich verziertes Tuch, bestickt mit Bildwerken, der Passion 
entnommen. 3) Zu den reichern Stickereien des XIV. Jahrhun- 
derts gehört auch jenes Laienbrevier der Isabelle von Baiern, 
welches aus Privatbesitz jetzt in die kaiserliche Bibliothek zu 
Paris übergegangen ist und das sich heute befindet unter Nr. 
1190 in der Abtheilung der lateinischen Manuscripte. Es be- 
steht dieses „0Hicium Beatae Mariae Virginis" aus einem Per- 
gamentcodex in Quarto und sind auf dem Einbande desselben 
auf Cannevas verschiedene scenerirte Stickereien angebracht. Auf 
dem einen Deckel hat man in kunstreichen Nadelarbeiten dar- 
gestellt die Kreuzigung Christi, zur Seite befindlich die Pas- 
sionskuppe und oben zwei condolirende Engel. Auf dem an- 
dern Buchdeckel sieht man kunstreich gestickt das Abendmahl 
nebst zwei Abtheilungen in dem obern Theile. Aus dem Schlusse 
 Inventaire de Charles V_, Ms. Nr, 
1) Ibid., fol. Cx. verso. Nr. 1064. 
3) Ibid. Cxix. verso, Nr. 1129. 
S356, 
fol. 
cvj  
verso, 
1030.
	        
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