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Zeit überall vorkommen, sondern sogar Scencrieen aus der Bela-
gerung Tinja's und ebenfalls als Parallele dazu die Thaten König
Karl's und seiner Wraffengefährten Roland, Turpin u. A. Zu diesem
Figurenreichthum kamen auch noch andere Darstellungen eines
Tanzreihens, so wie verschiedener mytliologischer gestiekter Bilder,
so dass Weinhold die Bemerkung dazu macht, man wisse nicht,
ob man mehr bewundern solle den Reichthum und die Kunst
der Stickerei, oder den ausserordentlichen Umfang des Kopfes,
für den jene Haube bestimmt gewesen sei. Die Sache klärt
sich jedoch einfach dadurch auf, dass zu dieser Helmkappe, die
ziemlich umfangreich war, auch noch das entsprechende Gewand
gehörte, das faltenreieh die Schultern umfloss. l) Noch findet sich
in der treiflichen Bearbeitung des "kleinen Heldenbuchcs" von
Sinirock, Seite 439, eine interessante Episode vom Hugdietrich
und Vvolfdietrich, und wird hier poetisch ausgeführt, wie Hug-
dieti-ieh, um die Gunst seiner Dame zu gewinnen, von einer Mei-
sterin es erlernt, kunstreiclie Weibliche Arbeiten auszuführen. Seite
439 des „kleinen Heldenbuches" heisst es:
„Die mich am Stickralimen in Seide wirken lehrt
Und Wild und Zahm entwerfen, wie es im Walde fährt,
Auch an der Haube bilden Wunder ohne Zahl
Und ringsher goldene Borten, eine breit, die andere schmal,
Mit Hirschen und Hinden, als ob sie lebend sein."
[Tnter dem Namen Hildegund beginnt Hugdietricli, nachdem
er die Kunst des Stickens und Goldwirkens erlernt, seine List.
Vgl. Seite 444:
„Klein fein begann zu spinnen da Hildegund zur Hand,
Man fand ihres Gleichen nicht in anderm Land,
Dazu geschickt zu wirken die schönen Vögelein
Mit Gold und mit Seiden, sie schienen lebend zu sein."
Auch die französischen Minnesänger in ihren IIeldenge-
dichten liefern eine Menge von Angaben, woraus erhellt, dass die
Thätigkeit des hohen und niedern Adels im XIII. Jahrhundert
bei Anfertigung von kostbaren Stickereien eine umfangreiche ge-
Wesen sein 11111155532) Dass die Kirche bei dieser edeln Thätigkeit
von Seiten der Laien in einer frommgläubigen Zeit nicht leer
1) Auch zu den kaiserlichen Kleinodien gehörte ehemals eine solche Helm.
kappa, auch „capucium, globus" genannt, und als "Guggel" bildete (139,
selbe einen integrirenden Theil zu der Dalmatik, die mit vielen kleinen
Adlerbildern auf Goldmedaillons bestickt war. Leider ist diese weite Kai-
serguggehdie als Capuze nach hinten geschoben wurde, verloren gegangem
2) Vgl. Bele Erembors, compl. II. (Le Romancero frangais, pag, 49) und fep
ncr Bele Yolans, compl. X. (Xbidqmag. 53.)